Es war wieder einmal die Chronik eines angekündigten Todes - ähnlich wie bei Papst Johannes Paul II. Auch Fürst Rainier von Monaco lag tagelang im Sterben. Zeit genug, könnte man glauben, dass auch SF DRS es schafft, ins Archiv hinabzusteigen und die wichtigsten Episoden aus dem schillernden Leben des Regenten zu organisieren. Und bewegende Momente im Leben des Monegassen gäbe es in der Tat genug. Denken wir nur an den schrecklichen Autounfall seiner Frau Gracia Patricia von 1982, von dem sich der Fürst nie mehr erholte, oder die amourösen Eskapaden der beiden Fürstentöchter Stephanie und Caroline. Doch siehe da, für SF DRS ist dies alles noch lange kein Grund, das Tagesprogramm zu ändern. Die Verantwortlichen wollen ihre Zuschauer lieber mit Wiederholungen langweilen, als sie mit einer aktuellen Sendung zu überraschen. So wundert es auch keinen, dass die Romands wieder einmal die Nase vorn hatten. Denn während der Koch auf Telescoop am Mittag mediteranne Spaghetti zubereitete, zeigte das Westschweizer Fernsehen bereits Highlights aus dem Leben des Fürsten. Man sah das Regentenpaar bei seinem Besuch 1960 in der Schweiz und erfuhr von ihrer besonderen Beziehung zu Villars. Dazu gab es ein spannendes Interview mit dem Royal-Experten der französischen Zeitung «Point de Vue.»
Und SF DRS? In der Tagesschau von 13 Uhr erledigte der Sender seine Pflicht, über das Leben des verstorbenen Fürsten zu berichten, in einem 5 Minuten langen Beitrag, vorgetragen von einem wenig engagierten Stefan Tabacznic. Das wars - für einen schillernden Regenten 5 langweilige Minuten zu lang und 5 despektierliche Minuten zu kurz. Kein Hinweis auf eine Sondersendung oder ob das Promi-Magazin «Glanz und Gloria» für einmal eine aktuelle Geschichte aufnimmt. Nichts dergleichen.
Wer mehr über den toten Monegassen und seinen Nachfolger Prinz Albert erfahren wollte, musste zu gleichen Zeit auf die ARD umschalten. Das «Mittagsmagazin» zeigte anschaulich, wie man mit einer solchen Todesmeldung aktuell und professionell umgeht. Natürlich sah man noch einmal die Bilder der Märchenhochzeit von Fürst Rainier und Grace Kelly von 1956 und Prinzessin Caroline und Prinz Albert als Babys. Die ARD fragte aber auch nach, wie es mit dem Zwergenstaat nun weitergehen würde. Diese Frage beantwortete engagiert und mit viel Hintergrundwissen der ARD-Frankreich-Korrespondent Stefan Brandeburg. Er klärte die TV-Zuschauer auch darüber auf, dass Prinz Albert sehr wohl als nicht verheirateter Mann das Erbe seines Vaters antreten kann. Das Gesetz wurde kürzlich zu Gunsten Alberts geändert. Eine rundum gelungene Reaktion der ARD also. Last, but not least wies das «Mittagsmagazin» abschliessend auch auf ihre weiteren Monaco-Sendungen von 15.15 Uhr und Mitternacht hin. So etwas nennt man auch Zuschauerbindung. Und SF 1? Da gab es zwischen 13.15 und 15.25 Uhr eine schwer verdauchliche Doppelpackung mit Sven Epiney in «5 gegen 5» und der «VIP-Parade». Ein weiterer Kommentar erübrigt sich.
Mittwoch
06.04.2005