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Mittwoch
04.05.2005

«Das Ganze ist ein riesiger Misthaufen, der Perlen enthält. Aber um Perlen zu finden, muss man die richtigen Fragen stellen. Gerade das können die meisten Menschen nicht», erklärte der US-Computerexperte und Philosoph Joseph Weizenbaum im Rahmen einer Vortragsreihe beim weltgrössten Computermuseum im deutschen Paderborn. Weizenbaum, der in den 60er-Jahren das Sprachanalyseprogramm ELIZA entwickelt hatte, sagte weiter: «Wir haben die Illusion, dass wir in einer Informationsgesellschaft leben. Wir haben das Internet, wir haben die Suchmaschine Google, wir haben die Illusion, uns stehe das gesamte Wissen der Menschheit zur Verfügung.»

Kein Computer könne dem Menschen die eigentliche Information liefern. «Es ist die Arbeit der Interpretation im Kopf, die aus den Zeichen, die Computer anzeigen, eine Information macht. Wir kriegen auch meistens nicht die Zeichen, die wichtig sind für eine Entscheidung.» Die wichtigsten menschlichen Errungenschaften seien es, kritisch zu denken und wahrhaft zuzuhören. Der emeritierte Forscher des Massachusetts Institute of Technology MIT kritisierte scharf das frühe Heranführen von Kindern an den Computer: «Computer für Kinder - das macht Apfelmus aus Gehirnen.» Die Folge sei unter anderem, dass ein Grossteil der Studierenden nicht mehr kreativ schreiben könne und zum Teil bereits Programmen das Zusammenstellen der Hausarbeit überlasse. «Selbst an den besten Universitäten kann ein Viertel der Studenten nicht schreiben.» Weizenbaum sagte weiter: «Das Fernsehen ist die grösste kulturelle Katastrophe, die die Erde in der Zeit, an die wir uns erinnern können, erlebt hat.» Er ergänzte: «Die höchste Priorität ist es, den Kindern Sprache beizubringen.»