Zu Beginn war es ein ehrgeiziges, manchmal auch belächeltes Projekt: Am 15. Januar 2001 gründeten der US-Unternehmer Jimmy Wales und der Philosophie-Dozent Larry Sanger die «freie Enzyklopädie» Wikipedia. Unter Mithilfe aller Internet-Nutzer sollte die grösste Wissenssammlung der Welt entstehen. Heute gibt es Wikipedia in mehr als 100 Sprachen. Allein die deutschsprachige Version umfasst weit mehr als 300 000 Artikel, die englischsprachige 850 000.
Doch die Freude zum fünften Wikipedia Day, wie der Geburtstag genannt wird, dürfte in diesem Jahr etwas gedämpft sein. In den vergangenen Wochen war Wikipedia wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Ende des vergangenen Jahres war ein Beitrag über Bertrand Meyer erschienen, in dem der Zürcher ETH-Informatiker für tot erklärt worden war. Das entpuppte sich schnell als schlechter Scherz eines Studenten und wurde umgehend korrigiert. Doch es war nicht der einzige und auch nicht der gravierendste Fall. Solche Ereignisse sind ein gefundenes Fressen für Kritiker in der Diskussion um die Verlässlichkeit der Online-Enzyklopädie. Für den englischsprachigen Raum hat Wikipedia deshalb Konsequenzen gezogen und erlaubt es nur noch angemeldeten Nutzern, neue Artikel anzulegen. Korrigieren kann allerdings weiterhin jeder, der sich dazu berufen fühlt.
Trotz aller Skandale und Diskussionen bleibt die Enzyklopädie eine Erfolgsgeschichte. Mitte Dezember stellte das britische Wissenschafts-Journal «Nature» die Qualität der Einträge fast auf die gleiche Stufe wie die der renommierten «Encyclopaedia Britannica». Das Fachmagazin hatte Experten ausgewählte und ungekennzeichnete Artikel aus beiden Werken vergleichen lassen. Bei Wikipedia fanden die Prüfer durchschnittlich vier Fehler pro Artikel, bei der «Encyclopaedia Britannica» drei.
Freitag
13.01.2006