Mitte Mai feiert der Schweizer Online-TV-Sender Art-TV, der sich der Kulturvermittlung verschrieben hat. seinen fünften Geburtstag. Raison d`être des Senders ist die These, dass die Kultur in den elektronischen Medien der Schweiz stiefmütterlich behandelt werde. «Kultursendungen gibt es bei den privaten Radio- und TV-Station in der Schweiz praktisch gar keine», beklagt sich Felix Schenker, Gründer, Geschäftsführer und Chefredaktor von Art-TV, im Gespräch mit dem Klein Report. Und auch beim Schweizer Fernsehen würden Sendungen wie der «Kulturplatz» auf Randzeiten verdrängt. «Die Kulturberichterstattung ist zudem oft viel zu elitär und zu selbstgefällig.»
Träger von Art-TV ist ein nicht kommerzieller Verein, der sich die Kulturvermittlung im Internet zur Aufgabe gemacht hat. Als Präsident fungiert ein Name, der in der Schweizer Medienbranche bestens bekannt ist: Roy Oppenheim, früher Leiter des Ressorts Kultur beim Schweizer Fernsehen, Direktor von Schweizer Radio International und Chef der vierten SRG-Fernsehkette S Plus. Online zu sehen sind Videoclips über Schweizer Kulturevents. Zudem informiert ein monatlicher Newsletter über aktuelle Kultur-Highlights.
Felix Schenker sieht Art-TV fünf Jahre nach der Gründung als führende Video-Plattform für Kultur der Schweiz. «Erreicht haben wir das mit wenig Mitteln, aber sehr viel Eigenleistung und Engagement.» Art-TV sei ein sogenannter First Mover, «also das erste wirklich funktionierende Internet-TV-Projekt von Relevanz und - so weit uns bekannt - das erste Projekt seiner Art und Grössenordnung in Europa.» Die Gründer hätten damals eine Marktlücke entdeckt, die nur darauf gewartet habe, gefüllt zu werden. Schenker freut sich über die «enorm positive Zustimmung» von Kulturhäusern und Kulturschaffenden, aber auch von Kulturkonsumenten. «Ein zusätzlicher Höhepunkt war sicher auch, dass wir immer mehr Kantone und praktisch alle Theaterhäuser der Schweiz überzeugen konnten, Partner von Art-TV.ch zu werden.»
Doch wie kommt es, dass Art-TV in der Öffentlichkeit nach wie vor nicht sehr bekannt ist? Schenker führt die beschränkten Werbemöglichkeiten in Folge geringer finanzieller Mittel an. «Ebenfalls enttäuschend war die Resonanz von Art-TV.ch in anderen Medien.»
Seit Juli 2008 sind Videobeiträge von Art-TV auf dem Nachrichtenportal «News.ch» in einem eigenen Channel abrufbar. Wie hat sich diese Kooperation bewährt? «Sehr gut!», meint Felix Schenker. «News.ch» ist ein wichtiger Partner und hilft uns, unser Grundanliegen zu verwirklichen, nämlich mehr Kulturberichterstattung in bestehende Kanäle zu implementieren.» Art-tv.ch sei daher auch für andere Partner offen und die Videos dürfen auch kostenlos in bestehende Websites integriert werden. «Bei mehrmaligem Verlinken oder Verwenden der Beiträge braucht es allerdings unsere Zustimmung.»
2008 verzeichnete Art-TV.ch laut Felix Schenker 35 Millionen Zugriffe und 700 000 Besucher. Der Newsletter hat gegenwärtig 5000 Abonnenten.
Montag
27.04.2009