Der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk (53) erhält dieses Jahr den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Das teilte der Börsenverein des deutschen Buchhandels am Mittwoch in Frankfurt mit. Die renommierte Auszeichnung wird Pamuk am 23. Oktober zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse verliehen. Das Preisgeld wurde in diesem Jahr von 15 000 auf 25 000 Euro aufgestockt. «Mit Orhan Pamuk wird ein Schriftsteller geehrt, der wie kein anderer Dichter unserer Zeit den historischen Spuren des Westens im Osten und des Ostens im Westen nachgeht», begründete der Stiftungsrat seine Wahl.
Er sei einem Begriff von Kultur verpflichtet, «der ganz auf Wissen und Respekt vor dem anderen gründet». Pamuk habe ein Werk geschaffen, «in dem Europa und die muslimische Türkei zusammenfinden». Der in Istanbul lebende Autor wurde mit Romanen wie «Die weisse Festung», «Rot ist mein Name» oder zuletzt «Schnee» bekannt. Seit er behauptet hat, in der Türkei seien 30 000 Kurden und 1 Million Armenier umgebracht worden, sieht er sich Anfeindungen nationalistisch gesinnter Türken ausgesetzt. «So eigenwillig das einzigartige Gedächtnis des Autors in die grosse osmanische Vergangenheit zurückreicht, so unerschrocken greift er die brennende Gegenwart auf, tritt für Menschen- und Minderheitenrechte ein und bezieht immer wieder Stellung zu den politischen Problemen seines Landes», lobt der Stiftungsrat weiter.
Orhan Pamuk, geboren am 7. Juni 1952 in Istanbul, wuchs in einer gutbürgerlichen Familie auf. Er studierte Architektur und Journalismus, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Er gilt als einer der bedeutendsten Prosaschriftsteller der jüngeren türkischen Generation. Seine Werke wurden bislang in 34 Sprachen übersetzt und in über 100 Ländern veröffentlicht. Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gehört zu den bedeutendsten Auszeichnungen in Deutschland. Seit 1950 werden mit dem Preis Persönlichkeiten aus dem In- oder Ausland geehrt, die auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen. Siehe auch: Esterházy erhält Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Mittwoch
22.06.2005