Wegen unüberbrückbarer Differenzen bezüglich der inhaltlichen Ausrichtung der Zeitschrift «Freude am Garten» hat Eveline Dudda ihr Mandat als Chefredaktorin nach rund einem Jahr gekündigt: «Für mich kommt eine Vermischung zwischen Werbung und redaktionellem Inhalt nicht infrage», meint sie gegenüber dem Klein Report, «das Auseinanderhalten von Werbung und Redaktion ist mir auch einigermassen gelungen - aber es war ein ewiger Kampf, der enorm viel Kraft gekostet hat.»
Seit 38 Jahren hat Dudda einen Garten und natürlich auch immer Gartenzeitschriften gelesen oder vielmehr durchgeblättert: «Dabei hat mich schon immer geärgert, dass das journalistische Niveau in diesen Heften so tief ist. Als Gärtnerin wird man ja meistens wie ein Dummchen behandelt. Man bekommt viele hübsche Bildchen präsentiert und findet im Raum dazwischen vor allem blumige Worte, die oft wenig Information bieten.» Unter ihrer Führung ist der Themenmix von «Freude am Garten» breiter geworden und die fachliche Tiefe hat zugenommen. «Bei mir kamen auch Wissenschafter zu Wort», meint Dudda weiter. «Und ich habe grossen Wert darauf gelegt, dass das, was im Heft steht, auch praktisch umgesetzt werden kann. Das ist gerade bei Gartenmagazinen ja oft nicht der Fall.»
Dudda hat Verständnis, dass die meisten Redaktionen nun mal von Werbeeinnahmen abhängig sind: «Ich habe kein Problem mit Werbung - solange sie klar erkennbar ist», erklärt sie weiter. «Mühe habe ich vor allem mit der PR. Das gefällige Publizieren von Gratis-PR-Texten, die nur aus warmer Luft bestehen, halte ich für wenig zielführend. Damit werden weder Lesernutzen noch Werbeeinnahmen generiert. Ausserdem bin ich der Meinung dass man spätestens dann, wenn die Werbeeinnahmen grösser sind als die Abo-Einnahmen, alles unternehmen muss, um neue Abonnenten zu gewinnen. Und das kann man nicht mit den gleichen Texten, die einem heute in jedem Gartencenter gratis angeboten werden. Heute muss man sich schon anstrengen, um den Lesern was wirklich Gutes zu bieten. Aber mit dieser Einstellung war ich ziemlich allein.»
Für ihre berufliche Zukunft ist Dudda optimistisch: «Ich glaube, dass die Zeit reif ist für ein journalistisch sauberes, fachlich informatives und trotzdem schön aufgemachtes Gartenmagazin. Die Leserschaft der meisten Gartenmagazine ist überaltert und die Jungen holt man mit hübschen Bildern allein nicht ab. Ich bin noch auf der Suche nach dem richtigen Verlag, der den Mut hat, so ein Magazin auf den Markt zu bringen. Bis dahin wird es mir sicher nicht langweilig, denn ich arbeite neben meinem Job als freischaffende Agrarjournalistin an einem Buch über Gemüseanbau in der Schweiz, das Ende Jahr erscheint.»
Die Mespro AG hat gemäss Auskunft von Verlagsleiter Markus Probst die Nachfolge von Dudda geregelt und wird die neue Lösung Anfang März kommunizieren.
Gemäss Dudda gibt es in der Schweiz nur vier erwähnenswerte Gartenzeitschriften, wobei es sich bei drei Titeln um Verbandszeitschriften handelt: Der «Gartenfreund» ist vom Familiengärtnerverband, «Schweizer Garten» wird von JardinSuisse herausgegeben und «Bioterra» vom Verein der Naturgartenfachbetriebe und Biogärtnereien. «`Freude am Garten` ist das einzige unabhängige Gartenmagazin der Schweiz. Das sah ich als grosse Chance an», so die Agrarjournalistin.