Content:

Mittwoch
10.01.2007

Trauriges Jubiläum: Die Hilfsorganisation Reporter ohne Grenzen nimmt den fünften Jahrestag der Ankunft der ersten Gefangenen im US-Militärgefängnis Guantánamo zum Anlass, um erneut die Freilassung von Sami El-Haj, Kameramann des Satellitensenders El-Dschasira zu fordern. Der Sudanese wird seit dem 13. Juni 2002 ohne Anklage in dem kubanischen Gefängnis festgehalten. Mehrere Hundert Personen, die die US-Armee im Laufe der Operation Enduring Freedom in Afghanistan entführte, wurden am 11. Januar 2002 nach Guantánamo gebracht. Insgesamt rund 770 Gefangene sind seitdem in den tropischen Gulag verschleppt worden, derzeit sind dort noch etwa 400 Menschen inhaftiert.

El-Haj wurde im Dezember 2001 von der pakistanischen Armee an der Grenze zu Afghanistan festgenommen und an das US-Militär übergeben. In mehr als 150 Verhören habe ihn das Militär zu Geständnissen über Verbindungen zwischen El-Dschasira und El-Kaida gezwungen, erinnert die Organisation erneut. Er sei mehrfach gefoltert worden, etwa durch Schlafentzug, Wasserfolter und stundenlangen Aufenthalt unter der tropischen Sonne. Ohne jeglichen Beweis werde ihm vorgeworfen, Osama Bin Laden interviewt und islamistische Terroristen mit Waffen versorgt zu haben.

Der Fall des Kameramannes Sami El-Haj ist typisch für viele der in Guantánamo Internierten. Als er im April 2006 erstmalig einen Anwalt sehen durfte, äusserte er das Bedürfnis, sich das Leben zu nehmen. Seit seiner Festnahme wurde ihm jeder Kontakt zu seiner Familie verweigert. Das Weisse Haus hatte im Februar 2002 erklärt, die Genfer Konvention für Kriegsgefangene, die etwa eine menschenwürdige Behandlung gewährleisten soll, gelte für die auf Guantánamo Internierten nicht. Damit hatten sie keinen rechtlichen Status. Diese Direktive wurde erst im Juli 2006 aufgehoben.

Wie Reporter ohne Grenzen berichtet, sind demnächst Prozesse gegen 60 bis 80 Gefangene geplant. Ob Sami El-Haj zu ihnen gehört, ist nach Informationen seines Anwaltes Clive Stafford-Smith nicht sicher.