Das Privatfernsehen bekommt «mehr Mittel» und das Staatsfernsehen «mehr Identität». Mit diesen Worten beschreibt Kulturministerin Christine Albanel Frankreichs grösste Medienreform seit der Privatisierung des Branchenprimus TF1 im Jahre 1987. Der Kern der Reform ist einfach: Die fünf Staatssender werden unter einem Dach vereint und nur noch über Gebühren und Steuern finanziert. 2009 müssen so 450 Millionen Euro Ausfall von Werbeeinnahmen ausgeglichen werden.
Zudem setzt Staatspräsident Nicolas Sarkozy künftig die Chefs der Staatssender ein. Der Staat sei schliesslich Aktionär, heisst es. Gleichzeitig dürfen die Privatsender mehr Werbung ausstrahlen und dafür Filme öfter unterbrechen. Die vertragliche Verpflichtung von TF1 zur Eigenproduktion wird zudem von 16 auf 12,5 Prozent des Umsatzes gesenkt. Dafür muss die staatliche France Télévisions ab 2012 sogar 20 Prozent in die eigene Produktion stecken.
Sarkozy nennt das «eine Frage der Werte». Die «Tyrannei der Einschaltquoten» müsse für das Staats-TV ein Ende haben, denn sie führe «unvermeidlich zu seichten Programmen». Die völlige Werbefreiheit, die 2011 erreicht werden soll, sichere die Programmvielfalt «gegen die Dampfwalze gewisser amerikanischer Billigserien, die eine verheerende Wirkung» auf die französischen Produzenten hätten.
Die Sozialisten und die Zentrumspartei MoDem sprechen dagegen schlicht von einem «Geschenk» an die Privatsender, die den Werbemarkt jetzt monopolisieren könnten. Regelrecht erbost äussert sich die Opposition darüber, dass Sarkozy künftig alleine bestimmen kann, wer beim Staats-TV das Sagen hat. «Die Gewaltenteilung ist von der Reform schwer getroffen», sagte MoDem-Chef François Bayrou. Macht und Medien müssten getrennt werden. Für den rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen wird das Staats-TV schlicht zu «Sendern der Regierungspropaganda». - Siehe auch: «Medienrevolution» in Frankreich geplant
Freitag
24.10.2008