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Montag
14.11.2005

Vermummte Gestalten, brennende Autos, über die Schwaden von Tränengas hinwegziehen: Ausländische Medien zeigen weit drastischere Bilder von den Karawallen in den französischen Trabantenstädten als französische Fernsehsender. «Wollen Sie Bilder der Gewalt sehen, mit den brennenden Autos und Gebäuden, dann müssen Sie auf ausländische TV-Sender umschalten», schreibt das linksliberale Pariser Magazin «Le Nouvel Observateur». Was in Frankreich gezeigt werde, sei fast ein bisschen brav und artig. Französische Kameraleute und Fotografen wollen zumindest im eigenen Land mit ihren Bildern keinen Bürgerkrieg heraufbeschwören, Krawalle und Autos in Flammen nicht in die Nähe des Eiffelturms rücken. Paris brennt eben nicht.

Die Chefetage des Fernsehsenders France 3 hat seinen regionalen Abteilungen empfohlen, nicht mehr zu melden, wie viele Autos in welchen Vorstädten in Flammen aufgegangen sind. «Das soll nicht wie eine Hitparade wirken», sagte der Vize-Informationsdirektor Hervé Brusini. Die ebenfalls öffentlich-rechtliche Konkurrenz von France 3 entschied, die Namen der Problemviertel nicht zu nennen, um nicht einen Wettbewerb der Gewalt zu fördern. Manche Bürgermeister weigern sich mittlerweile sogar, den lokalen Medien die besonders von Gewalt heimgesuchten Viertel mitzuteilen. Alle Seiten streiten kategorisch ab, dass es sich dabei um politische Einflussnahme handelt. Premierminister Dominique de Villepin und sein Innenminister Nicolas Sarkozy hatten betont, das von der Regierung aktivierte Notstandsrecht solle keinesfalls die Freiheit der Medien einschränken.