Wenige Wochen vor den ersten freien Wahlen seit Jahrzehnten in der Demokratischen Republik Kongo, hat das Land eine französische Journalistin ausgewiesen. Die für den Radiosender France Internationale (RFI) arbeitende Ghislaine Dupont hatte versucht, sich im Vorfeld des Urnenganges am 30. Juli akkreditieren zu lassen. Am Montag wurde sie ohne Angabe von Gründen in ein Flugzeug nach Brüssel gesetzt. Vor ihrem Abflug sei sie auf eine Polizeistation gerufen worden, wo ihr die Beamten Fingerabdrücke abgenommen hätten, berichtete Dupont, die seit einigen Monaten in der Hauptstadt Kinshasa unterwegs war und seit Jahren über das zentralafrikanische Land berichtet.
Das zuständige Polizeirevier war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Ein Regierungssprecher erklärte, ihm sei der Fall nicht bekannt. Der Vorfall weckte bei westlichen Diplomaten die Befürchtung, es könne bis Ende Juli weitere Razzien gegen Journalisten geben. RFI hatte sich zuletzt sogar direkt an Präsident Joseph Kabila gewandt, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter ungehindert über die Präsidenten- und Parlamentswahlen berichten können. Rund 2000 europäische Soldaten werden die Wahlen absichern. Der Einsatz in dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land gilt als riskant.
Die Journalisten-Organisation Reporter ohne Grenzen übte scharfe Kritik an der Ausweisung der RFI-Korrespondentin. Ihr Arbeitsverbot sei «eine schwere Verletzung der Pressefreiheit», erklärte die Organisation am Dienstag in Kinshasa. Die Regierung wolle offenbar «Rechnungen begleichen». Im März hatte Informationsminister Henri Mova Sakanyi laut Reporter ohne Grenzen scharfe Kritik an Duponts Berichterstattung geübt, indem er RFI mit dem ruandischen Sender RTLM verglich, der die Bevölkerung Ruandas zum Massenmord an der Tutsi-Minderheit angestachelt hatte. - Mehr dazu: «Welt»-Reporter im Kongo angeschossen
Dienstag
04.07.2006