«Ist das, was die `NZZ am Sonntag` machte, ein Skandal? Es ist ein Fehler, wie er uns Journalisten im Eifer des Gefechtes um Auflage und Aufmerksamkeit immer mal wieder unterläuft. Wir können dann allzu oft und leider nicht vom Fehler lassen. Wie die `NZZ am Sonntag`», schreibt Frank A. Meyer im «Sonntagsblick». In seiner Kolumne greift er die «NZZ am Sonntag» wegen der Enthüllungsstory im Herztransplantationsfall Rosmarie Voser an. «Die Redaktion der `NZZ am Sonntag` entschied sich für die Denunziation von Marko Turina aus anonym gehaltener Quelle. Vielleicht ist die Quelle sogar sauber. Auch das wissen wir nicht. Und wenn sie es nicht ist? Darum eben gibt es die Unschuldsvermutung», erklärt Meyer. Was ihn stört: «Der Teufel wäre los, wenn das Enthüllungsstück der NZZ-Gesellen in einer anderen Zeitung, zum Beispiel im `Blick` oder im `SonntagsBlick` aufgeführt worden wäre. Vor allem in der NZZ wäre der Teufel los gegen den verwerflichen Boulevardjournalismus.»
Und ganz besonders ärgert Meyer: «Jetzt wird die durch und durch fragwürdige Enthüllung der `NZZ am Sonntag` auf der Medienseite des Mutterblattes NZZ als Gesellenstück gefeiert.» Das ist für ihn der wahre Skandal: «Skandalös allerdings ist die Rechtfertigung, ja, die Lobpreisung der `NZZ am Sonntag` auf der Medienseite der NZZ.»
Sonntag
26.06.2005