Der Streit zwischen Ringier-Publizist Frank A. Meyer (FAM) und SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli um eine «Weltwoche»-Kolumne geht in eine zweite Runde, nachdem die Sühnverhandlung vor dem Friedensrichteramt in Kilchberg am Dienstag ohne Einigung verlaufen ist. Jetzt wird Meyer seinen Widersacher einklagen und eine Genugtuungszahlung von 10 000 Franken verlangen. Anlass des Streits ist eine am 6. April 2006 in der «Weltwoche» veröffentlichte Kolumne des Zürcher Nationalrats. Mörgeli beschrieb FAM als «Karikatur des gutsituierten Klassenkämpfers, der im Wochentakt antikapitalistische Manifeste abfeuert».Zudem vergreife sich Meyer am Nazi-Vokabular, wenn er über die geldgierigen globalisierten Manager herziehe, schreibt Mörgeli. «Mit dem gleichen Kleinbürgerhass geiferten die Deutschen gegen das `Weltjudentum` und schufen das Bild des `ewigen Juden`, der getrieben, wurzellos und geldgierig die Gesellschaft zerstöre».
Diese Passage stellt gemäss der Klageschrift einen direkten Zusammenhang zwischen Meyer und den Nazis und der Judenverfolgung her. Damit habe Mörgeli die Persönlichkeit von FAM verletzt. Im Weiteren beanstandet der Rechtsanwalt von Meyer, dass Mörgelis «Weltwoche»-Kolumne weiterhin im Internet abrufbar ist. Der Ringier-Publizist und sein Rechtsanwalt wollten nach der ergebnislosen Verhandlung keine Stellungnahme abgeben. Für Mörgeli dagegen hat das Zusammentreffen gezeigt, dass die Standpunkte weiterhin unterschiedlich sind. «Ich kann aber jedes Wort unterschreiben, das ich geschrieben habe», sagte er, der in Begleitung von Filippo Leutenegger, CEO der Jean Frey AG, vor dem Friedensrichter erschien. Einem Prozess schaut Mörgeli gelassen entgegen. Er würde sogar darauf verzichten, seine parlamentarische Immunität zu beanspruchen, da es um den Grundsatz der Meinungsäusserungsfreiheit gehe, sagte er. - Mehr dazu: Kolumnisten-Streit kommt vor den Kadi
Dienstag
16.05.2006