Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Frankreich muss seit Montag mit weniger Werbung auskommen: Von 20 Uhr bis 6 Uhr herrscht für die Sendergruppe France Télévisions ab sofort Werbeverbot. Auch der lange Werbeblock im Anschluss an die Abendnachrichten auf France 2 wurde gestrichen. Deshalb beginnt das Abendprogramm 15 Minuten früher.
Ab Ende 2011 sollen die öffentlich-rechtlichen Sender vollkommen werbefrei sein. Fachleute rechnen damit, dass den Sendern Hunderte Millionen Euro Werbeeinnahmen entgehen, zu Gunsten der Privatsender. Die Einbussen sollen durch Abgaben bei den Festnetz-, Mobil- und Online-Anbietern sowie den Privatsendern ausgeglichen werden.
Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy hatte die umstrittene Abschaffung der Werbung bei den Öffentlich-Rechtlichen durchgesetzt. Kritiker sehen in der Reform ein Geschenk von Sarkozy an die Besitzer der französischen Privatsender, die teils zu seinen Freunden zählen: Sie können durch das Ende der Werbung bei den Öffentlich-Rechtlichen nicht nur auf höhere Einnahmen hoffen, sondern dürften nach dem neuen Gesetz auch mehr Werbeblöcke schalten. Ausserdem sind bei den Privaten seit Neuestem neun Minuten Werbung stündlich erlaubt statt bislang sechs.
Das Gesetz zum Werbeverbot ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Die Nationalversammlung hat dem Vorhaben zwar zugestimmt, eine Entscheidung im Senat steht aber noch aus. Die zweite Kammer des Parlaments wird am Mittwoch über das Vorhaben beraten, wobei mehrere Vertreter der Regierungsmehrheit gegen die Abschaffung sind.
Der Verwaltungsrat der öffentlich-rechtlichen Senderkette France Télévisions hatte von sich aus beschlossen, die erste Stufe des Werbeverbots, ungeachtet des Parlamentsverfahrens, schon ab Montag umzusetzen.
Dienstag
06.01.2009