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Freitag
10.06.2011

FPÖ-Chef Heinz Christian Strache sorgte am Mittwoch an einer Pressekonferenz bei der EU in Brüssel für einen Eklat. Er warf Raimund Löw, dem Brüssel-Korrespondenten des ORF, «Nestbeschmutzung» vor. Grund: Löw hatte gegen Schluss einer Pressekonferenz der Chefin der rechtspopulistischen französischen Partei Front National, Marine Le Pen, die Frage gestellt, was sie von der Weigerung einiger FPÖ-Gemeindepolitiker halte, für die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler zu stimmen. Daraufhin verlor Strache gemäss Agenturmeldungen die Fassung. Ein «Nestbeschmutzer» sei Löw, das Bild, das er von Österreich und der FPÖ erzeuge, sei «unfassbar» und «schäbig».

Am Donnerstag doppelte die FPÖ in einer von Generalsekretär Harald Vilimsky gezeichneten Medienmitteilung nach: Löw habe mit seiner suggestiven und provokanten Fragestellung zu Recht den Unmut anwesender Parlamentarier erregt und Österreich vor einer internationalen Öffentlichkeit in unglaublicher Weise herabgewürdigt. Wie könne es überhaupt sein, dass eine Person wie Löw, «die im linksextremen Spektrum des revolutionären Marxismus politisch sozialisiert wurde und auch entsprechende Schriften veröffentlicht hat», heute in einflussreicher Position als Österreich-Korrespondent aus dem Herzen der EU berichten könne? Hier fehle jegliche Sensibilität. Für so etwas könne es kein Verständnis geben. Faktum sei, dass sich die FPÖ derartige Provokationen Einzelner nicht mehr gefallen lasse, so Vilimsky, der an den österreichischen Journalistenkodex erinnerte, der als Ehrenkodex Regeln normiere, welche die Qualität des heimischen Journalismus garantieren und fördern sollten. «Wahrscheinlich lasse Löw diesen unter diversen Schriften von Marx und Engels verstauben», endet die Medienmitteilung.

Der ORF reagierte prompt. Raimund Löw sei seit Jahrzehnten eine der herausragendsten journalistischen Persönlichkeiten des ORF und wurde nicht zuletzt deshalb im Februar dieses Jahres zum Aussenpolitikjournalisten des Jahres gewählt, teilte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in einer Medienmitteilung mit. «Der Versuch, die journalistische Kompetenz des ORF-Brüssel-Korrespondenten infrage zu stellen, disqualifiziert sich von selbst», so Wrabetz.