Content:

Freitag
27.03.2015

Medien / Publizistik

Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die nigerianische Regierung auf, Medienschaffende bei den bevorstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen zu schützen und eine ungehinderte Berichterstattung zu ermöglichen.

Landesweit wurden während der vergangenen Wochen mehrere Journalisten bedroht, behindert und angegriffen. Die Regierung unterdrückt insbesondere die Berichterstattung über die Terrormiliz Boko Haram. «Die Bevölkerung muss auch über die politische Gefahr, die von Boko Haram ausgeht, informiert werden», sagte der ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske in Berlin: «Die Regierung muss im Wahlkampf eine unabhängige Berichterstattung zulassen und Journalisten bei ihrer Berichterstattung schützen.»

Vor der anstehenden Abstimmung wurde mehreren ausländischen Pressevertretern Journalistenvisa verweigert. Andere mussten mehrere Monate auf das Dokument warten. Voraussichtlich wird nur eine begrenzte Zahl ausländischer Medienvertreter  über die Wahlen berichten können, darunter die Korrespondenten von BBC, Reuters und AP, die bereits vor Ort sind. Mit der Verweigerung der Visa will Präsident Jonathan offenbar negative Berichte über seinen Umgang mit Boko Haram verhindern. Die desolate Sicherheitslage im Nordosten wirkt sich auf seine Popularität aus und könnte seine Wiederwahl gefährden.

Aus dem Nordosten Nigerias, wo die Terrorgruppe Boko Haram zahlreiche Massaker verübt hat, dringen schon seit Wochen so gut wie keine unabhängigen Informationen mehr an die Öffentlichkeit. Aus Sicherheitsgründen meiden viele einheimische Journalisten die Region, denn Boko Haram verübt gezielt Selbstmordanschläge und Vergeltungsangriffe auf Journalisten, wenn sie kritisch über die Terrororganisation berichten oder wenn Boko Haram sie verdächtigt, mit den Sicherheitskräften zusammenzuarbeiten.

Auch die nigerianische Armee behindert Journalisten bei Recherchereisen in den Nordosten des Landes, offenbar, um Informationen über die Lage vor Ort zu unterdrücken. In Borno im Nordosten des Landes sind Militärangehörige angewiesen, Journalisten keine Auskünfte zu erteilen und sie stattdessen an den militärischen Führungsstab in der Hauptstadt Abuja zu verweisen. Einzige Informationsquelle über die Lage in Borno und über einzelne Massaker sind Aussagen geflohener Zivilisten. Die Region hat sich zunehmend zu einem «schwarzen Loch» der Berichterstattung entwickelt.

Durch eine Reihe von Falschmeldungen haben Regierung und Armee in den zurückliegenden Monaten ihre eigene Glaubwürdigkeit untergraben. Auf der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit steht Nigeria von 180 Ländern auf Platz 111.