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Samstag
30.07.2005

Die Tage der guten alten Zelluloid-Filmrolle sind gezählt: Hollywoods einflussreichste Studios haben sich in langwierigen Verhandlungen auf technische Standards für die digitale Filmprojektion geeinigt. «Star Wars»-Regisseur George Lucas würdigte die Einigung der Hollywood-Studios als «gewaltigen Schritt nach vorn». Das digitale Kino «wird auf der ganzen Welt die Art und Weise, wie Filme gemacht, gesehen und erlebt werden, revolutionieren», erklärte er. Lucas ist seit Jahren ein Vorreiter der Digitaltechnik. Damit sei «ein bedeutender Meilenstein» auf dem Weg zur gründlichen Modernisierung des Kinos überall in der Welt erreicht, erklärte Frank Pierson, der Präsident der US-Filmakademie, die jährlich die Oscars verleiht.

Die Filmindustrie verspricht sich von der Digitalisierung nebst Einsparungen vor allem auch neue technische und künstlerische Möglichkeiten wie etwa die 3D-Darstellung. Zuerst wird es aber etwas kosten: Die Verwirklichung der digitalen Zukunftsträume, die mit erheblichen technischen Neuinvestitionen verbunden ist, soll allein in den US-Kinos in den nächsten Jahren mehr als 3 Mrd. US-Dollar verschlingen. Dem stehen Einsparungen gegenüber: Die Kosten für Herstellung, Lagerung und Transport von Zelluloid-Kopien betragen in den USA pro Jahr rund 1,2 Mrd. Dollar. Die Vertriebskosten für Filme, die dann elektronisch auf die Vorführcomputer der einzelnen Kinos verteilt werden, sollen um 75% niedriger sein.

Zu den Standards, auf die sich die Studios einigten, gehört die Bildauflösung, die etwa doppelt so hoch sein soll wie beim HDTV, das bislang als qualitativ bester Standard für hochauflösende digitale Fernsehgeräte gilt. Damit entschieden sich die Studios, die für ihre Pläne das Konsortium Digital Cinema Initiatives (DCI) gründeten, allerdings für eine preisgünstigere Alternative. Im Gespräch war auch eine vierfach grössere Auflösung als beim HDTV gewesen. Der Durchbruch hing jedoch weniger an der Frage der Bildschärfe als an Lösungen für das Problem der Filmpiraterie. Bei mehr als der Hälfte der Festlegungen des fast 180 Seiten langen Katalogs von Technikstandards für das Digitalkino, dem die Studios nun zustimmten, geht es um die Verhinderung von Raubkopien. Siehe auch: Hollywood-Studios einigen sich auf Digital-Projektionsstandard