Einen Hauch von Glamour versuchten die Veranstalter der 11. und letzten Filmpreisverleihung in Solothurn einzuhauchen. Klein-Report-Mitarbeiter Rolf Breiner hat sich umgesehen und umgehört. In den Gewerbe- und Industrie-Pampas von Solothurn wurde eine CIS-Halle in einen Festzelttempel umgewandelt. Über 600 geladene Gäste strömten in den Zeltbau von BAK-Filmchef Nicolas Bideau über die Filmschaffenden Fredi M. Murer, Christian Frei, Markus Imboden, Thomas Imbach oder Sabine Boss bis zu den Schauspielern Stefan Gubser, Mona Petri, Nils Althaus, Stephanie Glaser oder Walo Lüönd, dem in Solothurn eine Retrospektive gewidmet ist. Man/frau wartete zuerst vor dem Eingang geduldig beim Schlangestehen, später beim Essen, das allerdings vorzüglich war mit zweifarbiger Suppe (Sauer- und Rotkraut), Gemüse-Winterfantasie, Rindshohrücken im Portwein etc.
Der Verleihungsakt ging zügig ohne Showeinlagen über die Bühne. Susanne Kunz, blendend blond wie die Venus, moderierte zügig zweisprachig in einem verhüllenden Kleid, aus dem freilich die Technik unansehnlich aus dem Rückenausschnitt wucherte. Neu wurde eine Quartz-Skulptur als Siegestrophäe verliehen. Böse Zungen behaupten, in den drei Quartz-Strahlen würden die drei Kontrahenten Ivo Kummer (Festivaldirektor), Armin Walpen (SRG-Generaldirektor) und Nicolas Bideau (Bundesfilmchef) symbolisch gebündelt. Der Reigen der Preisträger warf indes keine emotionalen Wellen. Man freute sich und bedankte sich, man herzte sich und schlich mit der Quartz-Prämie zurück zur gedeckten Tafel. Regisseur Micha Lewinsky («Der Freund», Bester Film) war schier sprachlos wie auch sein Hauptdarsteller Philippe Graber (Bestes Talent).
Der einzige, der Emotionen versprühte und wie von der Tarantel gestochen herumjuchzte, war Bruno Cathomas («Chicken Mexicain»). So geil wie er («geiler als ein Orgasmus») fand niemand die Veranstaltung. Produzentin Monika Weibel von Frenetic Film genoss im Grossen und Ganzen den Event, wenn ihr auch die Emotionen fehlten. Der Akt des Gala-Essens sei ihr freilich allzu lang vorgekommen. Roger Crotti, Schweizer Chef von Walt Disney Pictures, hätte natürlich gern den Animationsfilm «Max & Co» unter den Preisträgern gehabt, aber er konnte auch so mit dieser Verleihungszeremonie leben. Schauspieler Leonardo Nigro, der im neuen Film von Christoph Schaub, «Sweet Life», mitwirkt, outete ein grosses Manko: «Die Verleihung der Schweizer Filmpreise sucht ihr Gesicht. Es mangelt ihr an Identität.» Produzentin Anne-Catherine Lang und ihr Vater Bernhard waren überglücklich, wurde «ihr» Film «Der Freund» gleich zweifach mit dem Quartz belohnt. «Ich hoffe, der feierliche Rahmen bleibt erhalten. Die Zeremonie könnte etwas professioneller werden. Aber im Grunde genommen geht es mir nur um den Film und nicht um den Festakt», stellte Anne-Catherine nüchtern fest. - Siehe auch: Schweizer Filmpreis 2008 verliehen
Donnerstag
24.01.2008