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Samstag
12.08.2006

Der russische Regisseur Aleksandr Sokurow ist am Freitagabend in Locarno mit dem Ehrenleoparden des Filmfestivals ausgezeichnet worden. Am Abend war auf der Piazza sein Film «Russian Ark» zu sehen. Der 1951 in Sibirien geborene Sokurow ist einer der wichtigen
russischen Regisseure unserer Zeit. Allerdings waren ihm nur wenige internationale Kinoerfolge beschieden. Bekannt wurde er 1997 mit «Mutter und Sohn»; 2004 folgte «Vater und Sohn».

Sokurow absolvierte die Moskauer Filmhochschule. Sein Abschlussfilm «Die einsame Stimme des Menschen» wurde 1978 jedoch wegen «antisowjetischer Sichtweise» abgelehnt. Zehn Jahre später erhielt er für dieses Erstlingswerk in Locarno den Bronzenen Leoparden. Das fast zehnjährige Verbot von Sokurows Filmen wurde 1986 nach erfolgter Einsprache seines Regiekollegen Andrej Tarkowski gelockert.

In der Folge produzierte Sokurow zahlreiche Spiel- und Dokumentarfilme, meist düstere, hermetische, schwer zugängliche Werke. Inzwischen umfasst die Filmografie von Sokurow über 30 Arbeiten. In seiner noch zu beendenden Tetralogie «Moloch» (1999), «Taurus» (2001) und «Sonne» (2004) befasste er sich mit den Herrschern Hitler (Deutschland), Lenin (Russland) und Kaiser Hirohito (Japan).

Sokurows bekanntester und auch erfolgreichster Film ist «Russian Ark» («Die russische Arche») aus dem Jahre 2002, der am Freitag als Spätvorstellung auf der Piazza Grande zu sehen war. Der opulente Film ist eine formale Spielerei; er wurde mit einer digitalen Steadycam ohne einen einzigen Schnitt in nur einer Einstellung gedreht. Der in der Ermitage in St. Petersburg entstandene Film enthält damit die längste Kamerafahrt der Filmgeschichte.

In einer Spezialvorführung war zudem in einem Festivalkino Sokurows neues Werk «Elegy of Life» zu sehen. Das Video zeigt Leben und Werk des russischen Cellisten und Dirigenten Mstislaw Rostropowitsch und seiner Frau, der Sopranistin Galina Vishnevskaya.