Wenn Chinesinnen japanische Geishas darstellen, geht dies für den chinesischen Geschmack offenbar zu weit. Aus Angst vor anti-japanischen Reaktionen kommt der Film «Memoirs of a Geisha» nicht in Kinos im Reich der Mitte. Nach einem Bericht der Pekinger Rechtszeitung haben das Filmbüro und die staatliche Verwaltung für Radio, Film und Fernsehen (SARFT) bestätigt, dass der Streifen nicht zugelassen werde, weil er zu «heikel» sei.
Der Film löste in China heftige Emotionen aus, weil mit Zhang Ziyi in der Hauptrolle und den Stars Gong Li und Michelle Yeoh gleich drei ethnische Chinesinnen japanische Geishas spielen, die in China als einfache Prostituierte betrachtet werden. Dass sich ausgerechnet eine Chinesin japanischen Gelüsten hingibt, wird als «Schande für die Nation» empfunden. «Als ich Zhang Ziyi unter dem japanischen Mann liegen sah, hätte ich am liebsten ein Loch im Boden gefunden, um mich zu verkriechen», zitierten Zeitungen erste Zuschauerreaktionen auf den Film, der gleichwohl als Raubkopie auf DVD erhältlich ist.
Es wird daran erinnert, dass Japan tausende Chinesinnen während des Zweiten Weltkrieges als Sexsklavinnen gehalten hat und japanische Soldaten beim Massaker von Nanjing zehntausende Chinesinnen vergewaltigt haben. Im Frühjahr 2004 waren in mehreren Städten Chinas teils gewalttätige Proteste gegen Japan ausgebrochen. Das Verhältnis beider Länder sackte auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten. Die Chinesen sind empört über die Verharmlosung der Kriegsverbrechen Japans in Schulbüchern.
Mittwoch
01.02.2006