Die Redaktion der Pariser Tageszeitung «Figaro» hat den neuen Besitzer Serge Dassault in die Schranken gewiesen. 93% der Redaktoren sprachen sich für eine Erklärung aus, mit der die «Unabhängigkeit» des Blattes gerettet werden soll. Wie die redaktionsinterne Journalisten-vertretung SDR am Montagabend bekannt gab, heisst es in der Erklärung, «Figaro» mit seiner mehr als 150 Jahre alten Tradition könne «auf keinen Fall ein Tendenzblatt werden».
Der französische Industrielle Dassault hatte im Juni die Zeitungsgruppe Socpresse mit dem renommierten «Figaro» übernommen. Er ist für seine Nähe zu Präsident Jacques Chirac bekannt.
Die Erklärung der Journalisten grenzt sich von «bestimmten Äusserungen» des neuen Inhabers ab. Dassault hatte bei einer Versammlung am 30. August gesagt, es gebe «Informationen, die mehr Schlechtes als Gutes bewirken». Damit bestehe «das Risiko, wirtschaftliche Interessen unseres Landes zu gefährden».
Nach Informationen des Konkurrenzblattes «Le Monde» war kürzlich ein «Figaro»-Artikel über das Kampfflugzeug Rafale, das der Dassault-Konzern produziert, gekürzt worden. Zudem war ein Interview mit Andrew Young, einem der Protagonisten der so genannten «Fregatten-Affäre», nicht abgedruckt worden.
Diese Korruptions-Affäre dreht sich um die Lieferung von sechs französischen Fregatten an Taiwan für umgerechnet rund 3,7 Mrd. Franken. Dabei sollen bis zu 500 Mio. Dollar (637 Mio. Franken) Kommissionszahlungen geleistet worden sein, deren Verbleib nicht geklärt ist.
Dienstag
21.09.2004