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Sonntag
07.10.2007

Am Rande einer geplanten Gedenkkonferenz zu Ehren der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja sind mehrere ausländische Menschenrechtler vorübergehend festgenommen worden. Sie wurden nach mehreren Stunden mit einer Verwarnung wieder freigelassen. Die insgesamt fünf Ausländer, drei Spanier, ein Brite und eine deutsche Mitarbeiterin von Amnesty International, hätten gegen das Meldegesetz verstossen, berichtete die Agentur Interfax am Wochenende aus der Stadt Nischni Nowgorod an der Wolga.

Die Behörden in Nischni Nowgorod hatten die Menschenrechtskonferenz verhindert, mit der an die vor einem Jahr ermordete Regierungskritikerin Politkowskaja erinnert werden sollte. Einsatzkräfte der Polizei durchsuchten die Büroräume von einer der veranstaltenden Organisationen, teilte die Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina mit.

Politkowskaja war am 7. Oktober 2006 vor ihrer Moskauer Wohnung erschossen worden. Kollegen der Journalistin beklagen, dass die russische Justiz die Ermittlungen in dem Fall behindere. Ein Jahr nach dem Mord gibt es weiterhin Zweifel an der Aufklärung der Tat. Die Tochter der Ermordeten rechnet einem Zeitungsbericht zufolge nicht mit einer Bestrafung der Verantwortlichen. «Wir leben in Russland, und hier ist alles käuflich», sagte Vera Politkowskaja der «Stuttgarter Zeitung» vom Samstag.

Die russische Regierungszeitung «Rossijskaja Gaseta» berichtete, ein ukrainischer Mafiaboss sei im Zusammenhang mit dem Mordfall festgenommen worden. Die «Nowaja Gaseta», für die Politkowskaja tätig war, bezweifelte die Angaben.