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Dienstag
19.09.2006

In der ungarischen Hauptstadt Budapest ist es in der Nacht zum Dienstag zu den schwersten Unruhen seit Jahrzehnten gekommen. Am Rande einer Demonstration gegen die Regierung kam es zu Zusammenstössen mit 50 Verletzten. Die Demonstranten stürmten dabei unter anderem das Gebäude des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und erzwangen den Abbruch des Sendebetriebs. Der Sendebetrieb wurde während Stunden unterbrochen. Am Morgen beruhigte sich die Lage, und die Demonstranten verliessen das Gebäude.

Seit Sonntag demonstrieren Oppositionsanhänger vor dem Parlament gegen die Regierung des Sozialisten Ferenc Gyurcsany. Sie verlangen dessen Rücktritt, nachdem eine Aufnahme einer parteiinternen Rede an die Öffentlichkeit gelangt war, in der Gyurcsany unter anderem einräumt, die Wähler vor den Parlamentswahlen im April belogen zu haben. Am späten Abend war es der Polizei zunächst noch gelungen, einen ersten Angriff der Demonstranten auf das Fernsehgebäude mit Tränengas und Wasserwerfern abzuwehren. Danach griffen die Sicherheitskräfte aber nur noch sporadisch in das chaotische Geschehen ein. Die Feuerwehr konnte deshalb die brennenden Fahrzeuge zunächst nicht löschen, deren Flammen auch auf einen Teil des Fernsehgebäudes übergriffen. Die ersten Demonstranten drangen schliesslich kurz nach 1.00 Uhr in das Gebäude ein. Unter ihnen waren nach Angaben von Augenzeugen einige Rechtsextremisten.

Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany erklärte im privaten Fernsehsender TV 2, dass sich die politischen Probleme nicht auf der Strasse lösen liessen. «Die Strasse macht die Probleme nur schlimmer», fügte er hinzu. Die Passivität der Polizei begründete er damit, dass zum Zeitpunkt der Eskalation nicht genügend Sicherheitskräfte zur Verfügung gestanden hätten.