Content:

Dienstag
26.09.2006

Es wäre ja seltsam gewesen, wenn die Chefs der wichtigsten deutschsprachigen Fernsehkanäle in Pessimismus über die Zukunft ihres Mediums gemacht hätten. So waren sich Ingrid Deltenre (Schweizer Fernsehen), Dominik Kaiser (3+), Catherine Mühlemann (MTV), Anke Schäferkordt (RTL) und Roger Schawinski (Sat.1) am Dienstag an der Screen-up in Zürich einig, dass man crossmedial mit allen neuen elektronischen Medien laborieren müsse, dass aber das Fernsehen als klassisches Werbemedium vorläufig weiterhin gesetzt sei. Anke Schäferkordt vertrat dezidiert die Meinung, die grossen, gut eingeführten TV-Marken seien die Lagerfeuer, um die sich die ganzen Zuschauergruppen auch in Zukunft scharen werden. Das ergebe sich auch aus den stark gestiegenen Werbeeinnahmen (in Deutschland) im ersten Halbjahr 2006.

Gegen diese These gab es keinen Widerspruch, aber einige Differenzierungen. So will Dominik Kaiser erst seinen neuen Sender 3+ aufbauen, um dann aber zu sehen, wie er ihn weiter differenzieren kann. Den bereits früher angekündeten zweiten Kanal als Digitalangebot sei bereits ein erster Gedanke in diese Richtung. Auch Catherine Mühlemann machte deutlich, dass sie über das TV-Angebot hinaussieht: «Es führt kein Weg an den neuen Medien vorbei, und wir müssen uns daran gewöhnen, keine TV-Stationen mehr zu betreiben, sondern Content-Provider in allen Medien zu werden.» Und Ingrid Deltenre stimmte in diesen Chor ein, indem sie bekannt gab, jede neue Sendung werde plattformübergreifend konzipiert. Für Roger Schawinski ist das Internet keine Alternative zum Fernsehen, sondern eine Ergänzung, da es dieselben Leute seien, die lange vor der Glotze sitzen, aber auch «heavy» Internet-User seien.

Diesem Schlussakkord der von Hannes Britschgi (Ringier TV) geleiteten Diskussion ging ein längeres Geplänkel mit unklarer thematischer Ausrichtung voraus. Interessant war die Bemerkung von Ingrid Deltenre, der Privatsender 3+ werde von Hunderten von Konsumenten als dritter SF-Kanal wahrgenommen. Sogar ein Dutzend Parlamentarier, die es eigentlich besser wissen müssten, glaubten, es handle sich hier um einen neuen Deutschschweizer SRG-Sender. Aus diesem - und sie betonte, nur aus diesem - Grund wehre sich SF juristisch gegen die Bezeichnung von 3+ als «JUNGES SCHWEIZER FERNSEHEN». Auf die Fragen von Hannes Britschgi, ob es reicht, wenn der Sender seinen Namen, insbesondere «Schweizer Fernsehen», klein schreibe, meinte Deltenre: Das wäre in Ordnung. - Mehr zur Screen-up: Screen-up: Alle wollen schöner, besser, grösser sein und Zwei Prozent Marktanteil für Privatfernsehen «3+»