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Donnerstag
27.07.2006

Die Akte des gescheiterten Financiers Werner K. Rey ist wegen Verjährung geschlossen worden. Der Zusammenbruch von Reys Finanzimperium Anfang der Neunzigerjahre und seine schon fast filmreife Flucht hielten die Justiz jahrelang auf Trab. Nun ist der Fall verjährt, wie aus einer offiziellen Mitteilung im neusten Amtsblatt des Kantons Bern hervorgeht. Das eingestellte Strafverfahren wegen gewerbsmässigen Betrugs, Urkundenfälschung und betrügerischen Konkurses wurde aufgehoben und das Dossier rund 15 Jahre nach Zusammenbruch von Reys Finanzimperium ad acta gelegt.

Der schillernde Financier hielt die Justiz jahrelang in Atem und kostete den Kanton Bern Millionen. Nach wie vor schuldet Rey dem Kanton etwa 4,3 Millionen Franken, die aber wohl kaum noch eingetrieben werden können. Der Aufstieg des Financiers war steil: Der 1945 in Zürich geborene Rey galt in den Siebziger- und Achtzigerjahren als Vorzeigefinancier und «schlauer Fuchs». Auf einen Schlag bekannt wurde Rey, als er durch den Kauf und anschliessenden Verkauf der C.F.Bally AG an die Oerlikon Buehrle Holding einen Gewinn von 30 Millionen Franken einstrich. Nicht weniger spektakulär war dann die Übernahme der Jean-Frey-Gruppe («Weltwoche», «Bilanz»). Mit dem Verhökern aller JF-Immobilien holte der clevere Raider den Kaufpreis wieder herein.

Ab 1990 wurde offensichtlich, dass Reys Imperium ins Schlingern geraten war. Im Frühling 1991 kam das Aus, sein Finanzimperium krachte unter riesigem Getöse zusammen. Rey hinterliess einen Schuldenberg von zwei bis drei Milliarden Franken. Der Pleitier tauchte unter und wurde 1992 von «Blick»-Reporter Max Fischer auf den Bahamas aufgespürt. Erst 1996 wurde er dort verhaftet. Rey nutzte alle ihm zur Verfügung stehenden Rechtsmittel aus. Am 2. Juni 1998 wurde er schliesslich doch an die Schweiz ausgeliefert. Ein Jahr später kam Rey vor das Wirtschaftsstrafgericht des Kantons Bern. Dieses verurteilte ihn zu vier Jahren Zuchthaus. Im Jahre 2000 wurde Rey aus dem Gefängnis entlassen und tauchte wieder ab. Laut Amtsblatt des Kantons Bern ist sein derzeitiger Aufenthaltsort unbekannt. Das Leben eines Raiders.