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Dienstag
12.09.2023

TV / Radio

Hier spricht die Kinderschutzaktivistin und Autorin Josefine Barbaric zum Fall Teichtmeister im Privatsener Servus TV... (Bild: Screenshot Servus TV)

Hier spricht die Kinderschutzaktivistin und Autorin Josefine Barbaric zum Fall Teichtmeister im Privatsener Servus TV... (Bild: Screenshot Servus TV)

Der «Talk im Hangar» auf Servus TV war mutig: Unter dem Titel «Freiheit für den Täter, lebenslang für die Opfer?» setzte Michael Fleischhacker den Anwalt von Florian Teichtmeister der selber betroffenen Autorin und Kinderschutzaktivistin Josefine Barbaric gegenüber.

In der Sendung selber war Fleischhacker dann etwas ungeschickt, indem er den Anwalt Teichtmeisters Barbaric ständig unterbrechen, korrigieren und herabsetzen liess.

Doch grundsätzlich war es ein Talk, den der Klein Report gerne auch im öffentlich-rechtlichen ORF gesehen hätte. Auf Schweizer Seite brachte SRF Kultur einen dürren Dpa-Bericht, der vor allem Teichtmeisters Sicht der Dinge verbreitete und wohlwollend mit dem Richter meinte: «Wir folgen hier nicht dem Gericht der Strasse.»

Alle Beteiligten können sich auf die Schulter klopfen, anstatt das diskutiert wird: Wer deckte Teichtmeister? Was hat der ganz normale Drogenkonsum im Kulturbetrieb mit möglichen Missbräuchen zu tun? Auch im SRF-«Medientalk» beispielsweise wurde der des sexuellen Missbrauchs verdächtigte Reporter mit starkem Drogenkonsum in Verbindung gebracht: Hier gibt es unbedingt Gesprächsbedarf.

Was bedeutet es für das Burgtheater, das lieber Teichtmeister als dessen Partnerin, die ihn angezeigt hatte, vertraute und der Mär der Vendetta einer Ex-Geliebten Gehör schenkte? Fragen über Fragen, die leider auch im einzig grossen Debattentalk im ORF zum Verbrechen Teichtmeisters nicht beantwortet wurden.

Dies ist eine verpasste Chance für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der sich im Vergleich zum Privatsender Servus TV nun den Vorwurf gefallen lassen muss, über den Fall Teichtmeister nicht ausführlich und vor allem kritisch genug berichtet zu haben.

Der Klein Report erinnert an die Verbrechen Teichtmeisters: Er hat gemäss Gerichtsreportage mehrere Tausend schwerste Kindermissbrauchsbilder gehortet, manipuliert und teils sogar mit schrecklichen Gewaltfantasien besprochen. Dies hat er über mehr als ein Jahrzehnt hinweg getan.

Verurteilt wurde der ehemalige Burgtheater- und Fernseh-Serienstar Florian Teichtmeister zu zwei Jahren bedingt, inklusive einer bedingten Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum, dies aber auch bedingt – sprich: Teichtmeister ist ein verurteilter, aber freier Mann mit einigen Auflagen.