Seit 15. Januar 2008 sitzt Aleksander Ruzicka auf der Anklagebank im Wiesbadener Landgericht. Der Prozess schleppt sich dahin. So muss Ruzicka im Mai nur an dreieinhalb Verhandlungstagen die Anklagebank drücken. Allerdings ist er seit mehr als 18 Monaten in Untersuchungshaft. Der Vorsitzende Richter Jürgen Bonk hat die Aufgabe, Licht und Ordnung in diesen Fall zu bringen. Bereits zu Beginn der Hauptverhandlung wurde die Brisanz für die gesamte Medien- und Werbebranche deutlich: Es gab Schreibverbote, Anwälte der Aegis-Konkurrenz gierten im Zuschauerbereich des Gerichtssaales nach Details, Kunden wollten die Geheimhaltungspflicht ihrer Verträge prüfen, Verteidiger und Ankläger überhäuften sich mit Anträgen und Vorwürfen, und Medienvertretern wird die Berichterstattung aus dem Gerichtssaal bewusst erschwert. - Siehe auch: Fall Ruzicka: Hintergründe zum Media-Skandal und Fall Ruzicka: Neueste Entwicklung bei der Aegis Media
Bis mindestens Ende September 2008 will das Wiesbadener Landgericht die Verhandlung durchziehen. Zunächst hat sich die Kammer einen Überblick über die Vorgänge im Markt verschafft. Vertreter von Vermarktern und Aegis-Kunden waren als Zeugen geladen. Der Prozess um Aleksander Ruzicka könnte - völlig unabhängig von seinem Ausgang - das reinigende Gewitter sein, das die Mediabranche seit Jahren dringend nötig hat.
Weit weniger schleppend begann die Media-Affäre. Der 12. September 2006 ist ein denkwürdiger Tag. Er steht für den grössten anzunehmenden Unfall der europäischen Werbe- und Medienbranche. Am Morgen jenes Dienstags wurden Dutzende Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Wiesbaden, aber auch des hessischen Landeskriminalamtes im Büro von CEO Aleksander Ruzicka im 4. Stock der Aegis-Zentrale am Kreuzberger Ring in Wiesbaden vorstellig. Sie forderten die Sicherstellung einzelner Unterlagen, die Firmen wie Emerson FF, Camaco oder Watson betreffen würden. Gleichzeitig wurde Aleksander Ruzicka zu seiner Privatvilla am noblen Wiesbadener Sonnenberg eskortiert. Hausdurchsuchung.
Zeitgleich wurden ergänzende Unterlagen bei den beiden grossen TV-Vermarktern IP Deutschland in Köln und SevenOne Media in Unterföhring sichergestellt. Ein Schock, der sich damals wie ein Lauffeuer verbreitet: Aegis Media ist Europas grösste unabhängige Mediaagentur. Deren damaliger CEO Ruzicka war seit 1984 im Unternehmen und führte dieses seit 1999.
Dienstag
06.05.2008