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Dienstag
06.05.2008

Am 23. Mai 2008 findet die Hauptversammlung von Aegis Media in der Londoner Konzernzentrale statt. Dabei dürfte es wieder ein Gerangel auf der Chefetage geben. Vincent Bolloré versuche wiederum zwei eigene Vorstandsmitglieder in der Firma zu platzieren, von der ihm 29,9% gehören in der Aegis plc. Das Problem: Ihm gehören auch 32,9% des Konkurrenten Havas. Mit den jeweiligen Mediaagenturen stehen sich beide Konzerne als Konkurrenten gegenüber. Deshalb lehnte das Aegis-Board Bollorés Bestreben bereits im fünften Brand-Brief kategorisch ab.

Nach Verhaftung des ehemaligen Aegis-Managers, Aleksander Ruzicka, wurden einige Abgänge publiziert und Neuzugänge angekündigt, wie Klein-Report-Mitarbeiter Michael Ziesmann schreibt. Aegis-Media-Amerika-CEO, David Verklin, verliess das Unternehmen im April, gefolgt von Sarah Fay, die für Nordamerika (USA und Kanada) verantwortlich war. Bereits im Februar wechselte der Geschäftsführer von Carat Österreich & Adriatics, Andreas Weiss, als Aegis-Media-CEO Southafrica nach Kapstadt. Der «Emerging Market» Südafrika bekam damit einen eigenen Chef vor Ort.

Ähnlich wie die Region Südafrika werden die dynamischen Märkte Südamerikas von einer eigenen und neu geschaffenen Division betreut: Aegis Media Lateinamerika. Diese ist Aegis-Media-Global-CEO, Mainardo de Nardis, direkt unterstellt. Jens Erichsen wird ab Juni als weiterer Geschäftsführer von Carat Wiesbaden in Deutschland tätig sein. Ab Juli folgt ihm Johannes Züll in der neu geschaffenen Position als Aegis-Media-CEO Deutschland.

Seit Anfang Mai ist Elmar Schmid neuer Aegis-Media-CEO in Österreich. Sein Vorgänger Andreas Hofmaier wird Business Development Director für Aegis Media Zentraleuropa. Hofmaier war als Clusterhead auch für den Schweizer Markt zuständig. Der Schweizer Aegis-CEO, Andy Lehmann, ist künftig direkt Wiesbaden unterstellt und nicht mehr wie bisher Wien. Gleichzeitig wurden die Aegis-Finanzchefs in der Schweiz und Österreich erneuert. Die Mediaagentur möchte mit den Umstrukturierungen ihr Regionalkonzept konsequent umsetzen, hiess es von Seiten Aegis. Die Mediaagentur-Gruppe beteuert inzwischen, dass diese Restrukturierungen in keinerlei Zusammenhang mit der Media-Affäre um Aleksander Ruzicka stünden. Vergessen wird oft, dass der frühere Zentraleuropa-CEO Ruzicka auch für Aegis Media Schweiz verantwortlich war.

Mit welchen Tricks Vermarkter und Medien unter Druck gesetzt und gegen Kunden ausgespielt werden, wird nun in der Schweiz und den Nachbarländern thematisiert. Die TV-Vermarkter IP und SevenOne mussten Bussen zahlen. SevenOne scheiterte bei einem neuen Vergütungsmodell am Druck der Mediaagenturen nach Naturalrabatten. Involvierte Kundenvertreter, wie beim Grosskunden Ferrero, wurden fristlos entlassen. Dem Chef der SW Schweizer Werbung, Carlo Schmid, platzte jüngst der Kragen: «Objektivität und Neutralität der Beratung durch Mediaagenturen sind nicht mehr gewährleistet», sagte er kürzlich am Tag der Schweizer Werbung in Luzern. - Siehe auch: Werbeaufträge: «Krumme Deals bis zum Betrug», Fall Ruzicka: Schleppende Gerichtsverhandlung und wenig Licht und Fall Ruzicka: Hintergründe zum Media-Skandal