Content:

Donnerstag
04.06.2009

Ein Ehepaar liegt schlafend im Dunkeln. Da entsteigt der Lendengegend des Mannes eine Drag Queen, die das Schlafzimmer singend und tanzend zu einer Musicalbühne macht. Slogan: «There`s a little gay in everyone» - in jedem von uns steckt ein bisschen schwul. Seit Wochen flimmert der Werbespot der Zürcher Werbeagentur TBWA für das EuroPride-Stadtfest am Wochenende 5./6. Juni über die Kinoleinwand und die Fernsehbildschirme. EuroPride hat es sich zum Ziel gemacht, am diesjährigen Festival möglichst viele Heterosexuelle dabeizuhaben.

Doch diese fühlen sich nicht rundum angesprochen. Der Spot provoziert gewaltig. «Ich bin normal veranlagt und liebe Frauen - oder ist das auch schon abnormal?», fragt Meini Weber auf blick.ch. Beat Dürr schreibt: «Lasst uns endlich in Ruhe. Ich bin weder gay noch interessiert mich das, aber ich fühle mich langsam belästigt.» Auf der Website adsoftheworld.com schreibt ein Blogger: «Jedes Mal stoppt das Video in der Mitte und geht nicht mehr weiter. Zudem ist es gar nicht lustig. Ein bisschen schwul in jedem? Ach komm, übertreibt es nicht.»

Auf der Homosexuellen-Seite queerty.com schreibt «Snowynights»: «Es nervt jedes Mal, wenn eine Drag Queen als Sinnbild für Schwule eingesetzt wird. Das wirft ein falsches Bild auf unsere Gemeinschaft, verstärkt Stereotypen und drängt uns noch weiter an den Rand der Gesellschaft.»

Wenn die Werbung Aufsehen erregt, ist der Zweck erfüllt. Die Klischees und Übertreibungen sind gewollt, wie Michi Rüegg von EuroPride gegenüber blick.ch sagte. Natürlich gebe es nur wenige Schwule, die sich in Frauenkleidern wohl fühlen. Aber in der Werbung seien Übertreibungen normal.