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Dienstag
20.01.2009

Mit einer kaum verhüllten Kampfansage an Hollywood haben Bundesrat Pascal Couchepin und EU-Kommissarin Viviane Reding am Dienstag in Solothurn aufgewartet. «Europa soll aufs Neue der wichtigste Kontinent für das Kino werden», sagte Couchepin. Reding betonte allerdings, dass sich die europäische Filmförderung nicht gegen das US-Kino richte: «Ich entwickle meine Programme nicht gegen, sondern für etwas.» Die kulturelle Vielfalt sei der «eigentliche Reichtum Europas» und die Filmkunst bestens geeignet, diese Vielfalt in die Welt zu tragen.

Das EU-Programm Media, das Film, Fernsehen und neue Medien europaweit fördert, wird künftig durch den globalen Strang Media Mundus ergänzt, wie die EU-Kommissarin am Dienstag an einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Solothurner Filmtage erklärte. Vom bisherigen Erfolg zeigte sich die Kommissarin begeistert: «Von zehn europäischen Filmen, die in einem Nachbarland gezeigt werden, tun dies neun dank Media.» Die Schweiz beteiligt sich seit 2006 provisorisch, aber als Vollmitglied an dem zu Beginn der 90er-Jahre lancierten Programm.

Vor einer definitiven Teilnahme der Schweiz an Media muss das Parlament einen Nebenpunkt klären. Im Dezember 2007 war das Geschäft an den Bundesrat zurückgewiesen worden, weil die Räte am Werbeverbot für Alkohol, Politik und Religion festhalten wollten, wie es auch im neuen Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) festgeschrieben ist. Das Verbot kollidiert mit einer geltenden EU-Richtlinie, deren Übernahme eine Bedingung für die Media-Teilnahme ist.

Couchepin zeigte sich optimistisch, dass im Parlament ein Kompromiss gefunden werde - etwa die Aufhebung des Werbeverbotes für Wein und Bier für ausländische Werbefenster, nicht aber für die SRG. Couchepin sprach von einer «etwas provinziellen Frage». Die aus Luxemburg stammende EU-Kommissarin Reding erklärte rundweg, Wein und Bier seien weniger «alkoholische Getränke als vielmehr landwirtschaftliches Kulturgut.»