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Montag
27.06.2005

Die beiden bisher konkurrierenden Konsortien INavSat und Eurely sind dem Auftrag für die Realisierung des europäischen Satellitennavigationssystems einen Schritt näher. Die EU billigte am Montag ein gemeinsames Angebot für die europäische GPS-Alternative. Die Verhandlungen über das Angebot könnten nun beginnen, teilte das zuständige EU-Unternehmen «Galileo Joint Undertaking» (GJU) in Brüssel mit. Es sei davon auszugehen, dass diese Gespräche vor Jahresende abgeschlossen würden. Die beiden Rivalen hatten sich im Mai nach eigenen Angaben zu einer gemeinsamen Offerte entschlossen, weil sich das EU-Galileo-Unternehmen nicht für einen der beiden Anbieter
entscheiden konnte.

Die Schweiz ist einerseits via die Europäische Weltraumbehörde ESA bei Galileo mit dabei. Zudem hat der Bundesrat vergangene Woche entschieden, eine direkte Beteiligung anzustreben. Für die derzeitige Vorbereitungsphase will er dafür 10 Millionen Franken einsetzen. Der künftige Betreiber von Galileo erhält für 20 Jahre die Vermarktungsrechte des Systems, das ab dem Jahr 2008 eine breite Palette von Dienstleistungen rund um die satellitengestützte Ortsbestimmung anbieten soll.

Mit Galileo will Europa erstmals ein eigenes satellitengestütztes System zur Ortsbestimmung in Betrieb nehmen. Anders als das Global Positioning System (GPS) der USA und das russische Glonass steht Galileo unter ziviler Kontrolle. Es soll ab 2008 zur Verfügung stehen. Neue Anwendungsgebiete für Industrie und Konsumenten und tausende zusätzliche Arbeitsplätze sind die Argumente, die für Galileo angeführt werden. Die Marktchancen sind demnach enorm: Lagen die Umsätze für die Satellitennavigation im Jahr 2003 schon bei rund 20 Mrd. Euro, soll sich dieses Volumen bis 2020 mehr als verzehnfachen.

Nach gut 1 Mrd. Euro aus öffentlichen Kassen für die Vorlaufphase war geplant, dass das private Betreiberkonsortium zwei Drittel der mit 2,1 Mrd. Euro veranschlagten Kosten für die 30 Galileo-Satelliten sowie die Technik am Boden zahlt. Hinzu kommen etwa rund 220 Mio. Euro jährliche Betriebskosten. Die öffentliche Hand schiesst noch einmal 700 Mio. Euro für den Aufbau zu. Das Betreiberkonsortium darf mit Galileo zunächst 20 Jahre lang Geld verdienen, muss dafür aber auch festgelegte Dienste anbieten. Der «offene Dienst» (Open Service) ist für den Massenmarkt gedacht. Dazu gehört die Übermittlung kostenloser Signale zur Zeitsteuerung und zur Positionsbestimmung, die bis auf 4 Meter genau sein soll.

Für sicherheitskritische Anwendungen wie etwa im Verkehrssektor wird Galileo den Safety-of-Life-Service (SoL) anbieten, dessen Genauigkeit durch technischen Mehraufwand garantiert ist. Der «Kommerzielle Dienst» wird die genaueste Positionsbestimmung ermöglichen und kostenpflichtig sein. In diesem Bereich kann etwa auch zentimetergenaue Navigation in Gebäuden geleistet werden. Die Gebühren für diesen Dienst, der beispielsweise auch beim Bau von Pipelines nützlich sein wird, sollen die Haupteinnahmequelle werden. Ein öffentlich regulierter Dienst soll für Polizei und Zoll zur Verfügung gestellt werden. Geplant ist auch die Verarbeitung von Notrufsignalen weltweit, die Galileo mit exakter Position weitergeben soll.