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Donnerstag
26.01.2006

Auch wenn ETH-Professor Bertrand Meyer Opfer eines makaberen Scherzes auf der Online-Enzyklopädie Wikipedia wurde, verteidigt er den Nutzen des elektronischen Nachschlagewerks in einem im Web erschienenen Artikel. Unbekannte hatten kurz vor Weihnachten den Tod des Zürcher Informatikprofessors gemeldet und so die Glaubwürdigkeit der Enzyklopädie torpediert. Auch ein weiterer Fall rief Kritiker auf den Plan. Wenige Wochen zuvor war in einem englischsprachigen Wikipedia-Artiel zu lesen gewesen, dass John Siegenthaler, ehemaliger Assistent von Robert Kennedy, am Mord von John F. Kennedy beteiligt gewesen sein soll. Auch dieser Eintrag entpuppte sich als Falschmeldung, nachdem er während Monaten unentdeckt geblieben war.

In seinem Artikel «Defense and Illustration of Wikipedia» stellt sich Bertrand Meyer klar hinter die Enzyklopädie: Das System sei einer seiner Schwächen erlegen, habe sich aber schell selbst repariert. «Der Gesamteindruck ändert sich für mich dadurch nicht», schreibt Meyer in seinem Artikel im ETH-Life-Newsletter (http://www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/bmeyerwiki.html) vom Donnerstag. Wikipedia sei für alle, die das Web routinemässig zum Auffinden von Fakten, zum Forschen oder für andere intellektuelle Zwecke nutzten, eine «geeignete Quelle zur Information». An thematischer Breite und internationaler Perspektive gebe es keine weitere Informationsquelle, die es mit Wikipedia aufnehmen könne, findet Meyer. Trotzdem müssten die qualitativen Vorbehalte ernst genommen werden. Um hier Fortschritte zu erzielen sei ein Bewertungssystem für Autoren anzustreben, empfiehlt der Informatikprofessor. - Mehr dazu: Wikipedia-Missbrauch für einen makabren Scherz