Fristgerecht einen Monat nach dem Nein der Wettbewerbskommission (Weko) gegen eine Beteiligung der Espace Media Groupe (EM) bei der 20 Minuten (Schweiz) AG hat die Berner Mediengruppe bei der Rekurskommission für Wettbewerbsfragen Beschwerde eingereicht. Espace-Konzernleiter Albert P. Stäheli beurteilte die Chance, dass diese von der Rekurskommission gutheissen werde, zu 95 Prozent positiv, wie er am Freitagabend dem Klein Report erklärte. «Wir haben unter Zeitdruck drei absolut fundierte Gutachten erstellen lassen», sagte Stäheli weiter.
Die Espace Media Groupe hat die Beschwerde bereits am Donnerstag eingereicht und dabei festgehalten, dass die Verfügung der Weko vom 19. Januar «wegen unvollständiger Sachverhaltsermittlung, Verletzung des rechtlichen Gehörs und kartellrechtlicher Bestimmungen, insbesondere in Zusammenhang mit der Festlegung des relevanten Marktes und der verkannten Disziplinierung des regionalen Marktes durch den nationalen Werbemarkt angefochten» wird, wie das Berner Medienunternehmen am Freitag mitteilte.
Konzernleiter Stäheli will mit den Gutachten von Medienprofessor Roger Blum, Medienökonom René Grossenbacher sowie Urs Beer von der International Advertising Association (in Zusammenarbeit mit Urs Schneider von Mediaschneider) nachweisen, dass mit der 17,5-Prozent-Beteiligung der EM an der 20 Minuten (Schweiz) AG keine «marktbeherrschende Stellung der Espace Media Groupe auf dem Leser- und Werbemarkt im Raum Bern» entstünde. Bei 20 Minuten handle es sich zudem um den ersten Fall einer Beschwerde gegen ein Zusammenschlussvorhaben, heisst es in der Medienmitteilung weiter. Für Stäheli sei dies eine «ideale Situation», weil der Deal etappenweise erfolge und Zeit bis zur vollständigen Übernahme von 20 Minuten (Schweiz) AG durch die Tamedia und die Espace Media Groupe vorliege.
Der Konzernleiter gewichtet diese Beteiligung im Gespräch mit dem Klein Report als ebenso wichtig wie die Rettungsaktion für die Berner Tageszeitung «Der Bund». Dass die EM nun gegen den Weko-Entscheid rekurriere, sei darum auch nicht als Zwängerei zu bezeichnen. Es hätte keinen Deal mit der Weko gegeben, wonach die EM auf die 20-Minuten-Beteiligung verzichten würde, wenn sie dafür grünes Licht für die Zusammenarbeit mit dem «Bund» bekäme.
Nicht zuletzt deshalb zeigt sich EM-Konzernleiter Stäheli zuversichtlich, dass die Frage der Beteiligung «mit dem Rekurs erledigt» sein werde. «Ich habe ein gutes Gefühl», ergänzte Stäheli. Sollte wider die Erwartungen der Espace Media Groupe die Rekurskommission den Weko-Entscheid stützen, stünden zwei weitere Vorgehensweisen im Raum: Die Espace Media Groupe könnte den Rekurskommissions-Entscheid - im negativen Fall - vor Bundesgericht ziehen oder direkt an den Bundesrat gelangen.
Samstag
28.02.2004