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Montag
10.09.2007

Autoren der verwegensten Schweden-Krimis hätten es sich kaum wilder ausdenken können: Preisgekrönte TV-Journalisten sollen mit Korruption, Erpressung und Gewaltandrohung hemmungslos in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Im Zentrum steht mit dem Juristen und bisher hoch angesehenen Fernsehjournalisten Torsten Sefastsson ein Aushängeschild des schwedischen Enthüllungsjournalismus. Dass er 400 000 Kronen (rund 70 000 Franken) in einer Plastiktüte von der Familie des wegen Drogenhandels verurteilten Idriz Rexhepi angenommen hat, musste Sefastsson schon zugeben. Allerdings will er das nur als Honorar für «juristische Beratung» verstanden haben. Und nicht, wie die Familie meint, für das Versprechen, den Fall in einem «kritischen» Beitrag im angesehenen TV-Magazin «Kalla Fakta» (Kalte Fakten) neu aufzurollen.

Als es zum Streit und der Forderung nach Rückzahlung kam, rief der Journalist den ihm bekannten Zellengenossen von Rexhepi an. Ob er nicht dafür sorgen könne, dass Schluss sei mit dessen Drohungen. Was Sefastsson nicht wusste: Zu diesem Zeitpunkt war ihm schon sein nicht minder angesehener Enthüllungskollege Dick Sundevall vom selben TV-Magazin auf der Spur. Er liess die Telefonate mit dem Zellengenossen heimlich vom Ex-Polizisten Olle Liljegren mitschneiden. Mit ihrem Material, auch dies nach Angaben von TV 4 in einem Plastiksack, gingen beide zu ihren Chefs bei Schwedens grösstem Privatsender - und verlangten Geld. Angeblich eine Million Kronen. Sundevall hatte erst vor zwei Jahren für die Aufdeckung eines anderen Justizirrtums wegen Mordes einen Preis bekommen.

Geld wollte er, so Sundevall im Radio, keineswegs für sich selbst oder den Ex-Polizisten: «Nein, der Sender sollte die Familie entschädigen, die Sefastsson so brutal ausgenommen und in Schulden gestürzt hat.» Kaum war das über den Sender, meldeten sich Stockholmer Kommunalpolitiker in der Zeitung «Expressen» mit dem Vorwurf, Sundevall habe sie erpresst, ein Haus aus Stadtbesitz entgegen allen bisherigen Plänen an den Ex-Polizisten zu verkaufen. «Dies ist der Medienskandal des Jahrzehnts», befand Sveriges Radio am Wochenende. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Sefastsson wegen passiver Bestechung.