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Dienstag
29.10.2002

Jetzt hat es auch Vivendi erwischt: Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt beim französisch-amerikanischen Mischkonzern Vivendi Universal wegen Bilanzfälschung. Wie die Behörde am Dienstag bekannt gab, leitete sie nach einer Strafanzeige von Kleinaktionären bei der zweitgrössten Mediengruppe der Welt ein Ermittlungsverfahren ein. Dabei geht es um die Vivendi-Bilanzen der Jahre 2000 und 2001. Unterdessen erhielt der angeschlagene Konzern zumindest einen Monat Aufschub im Tauziehen mit Vodafone um die französischen Telefonfirmen Cegetel und SFR. Den Angaben zufolge hatte die Anlegervereinigung Appac (Association des petits porteurs actifs) geklagt, sie sei durch fehlerhafte Informationen über die Finanzlage von Vivendi Universal getäuscht worden. Ihre Strafanzeige war Ende Juli eingegangen, einen Monat nach dem Wechsel an der Firmenspitze von Jean-Marie Messier zu Jean-René Fourtou. Seit Juli prüft bereits die Pariser Börsenaufsicht COB die seit Januar 2001 gegebenen finanziellen Informationen aus dem Hause Vivendi Universal. Der Ex-Chef des Mischkonzerns, Jean-Marie Messier, hat die Vorwürfe möglicher Bilanzfälschung bei seinem Unternehmen untersessen zurückweisen lassen. Die Ermittlungen würden zeigen, dass die Vivendi-Bilanzen für 2000 und 2001 «exakt» seien, sagte Messiers Anwalt Olivier Metzner. Zudem werde sich herausstellen, dass auch die finanziellen Informationen des Konzerns «vollständig und transparent» gewesen seien.

Vivendi hat Milliardenschulden und kämpft derzeit um den Erhalt der Kernsparten Unterhaltung, Telekommunikation und Wasserversorgung. Am Montagabend erhielt das Unternehmen Aufschub im Tauziehen um Cegetel und SFR: Das Pariser Handelsgericht entschied, dass die Cegetel-Minderheitsaktionäre BT Group und SBC Communications ihre Anteile nicht vor dem 10. Dezember an den Vivendi-Konkurrenten Vodafone verkaufen dürfen. Die Frist wäre ursprünglich am 10. November abgelaufen. Bei Cegetel sind derzeit sowohl die finanziell angeschlagene Vivendi-Gruppe als auch Vodafone mit grossen Anteilspaketen vertreten. Vodafone-Chef Chris Gent will die übrigen Partner herauskaufen und die Firma übernehmen. Damit will er vor allem Zugriff auf den zweitgrössten französischen Mobilfunk-Anbieter SFR erhalten. Vivendi hat ein Vorkaufsrecht, bislang aber zu wenig Geld, um seine bereits gehaltenen 44% an Cegetel zu einer Mehrheit auszubauen. BT Group hält 25% an der Firma, SBC 15%. Alles zu Vivendi im Archiv