Thor Kunkel, dessen Roman «Endstufe» vom Rowohlt Verlag aus dem Frühjahrsprogramm gekippt worden ist, wehrt sich in einem offenen Brief an die Herausgeber des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» gegen das «völlig verzerrte Bild meiner Person und meiner schriftstellerischen Tätigkeit». «Spiegel»-Autor Henryk M. Broder zitiert dabei aus einem Gespräch mit Rowohlt-Verleger Joachim Fest, wonach dieser den Autor als «Rasender» bezeichnet hätte, der «sehr von sich angetan - die Widergeburt Parzifals als rechter Schläger» sei. Im Roman geht es um die fiktionale Darstellung eines bislang wenig bekannten Sachverhalts der Nazi-Zeit, während der Pornofilme gedreht worden sind, die im Tausch gegen Rohstoffe verkauft worden waren.
In der am Montag von seinem neuen Verlag Eichborn verbreiteten Stellungnahme schreibt Kunkel, dem «Spiegel»-Leser würden «unautorisierte Text-Passagen aus längst verworfenen Manuskriptstadien zitiert». Eine von ihm autorisierte Interims-Fassung sei vom Magazin abgelehnt worden. Kunkel wirft Broder ferner vor, «ein Pandämonium von Halbwahrheiten und Gruselbildern» zu bemühen und verwahrt sich gegen die Insinuation, «ich sei Auschwitz-Leugner und Revisionist». Die Darstellung im «Spiegel» bezeichnet Kunkel als «Rufmord in Reinkultur».
Montag
09.02.2004