Das Aus der Printausgabe von «20 Minuten» wirft in den Schweizer Zeitungen hohe Wellen. In ihrer Analyse sind sich alle einig: Das gedruckte Wort wird zum medialen Exoten. Eine Presseschau des Klein Reports.
Die Zeitungen von CH Media ordnen unter dem Titel «‚20 Minuten‘ stellt Printausgabe ein – Ende einer Ära der Pendlerzeitungen» das Ereignis im medienhistorischen Kontext ein: «Nach 25 Jahren stellt die TX Group im Dezember 2025 die Printausgabe der Gratiszeitung ‚20 Minuten‘ ein und streicht rund 80 Stellen (28 Prozent der Belegschaft). Die Pendlerzeitung, einst mit Renditen von über 35 Prozent eine der profitabelsten der Welt, verliert durch verändertes Mediennutzungsverhalten und sinkende Werbeeinnahmen zunehmend an Bedeutung. Statt gedruckter Ausgaben nutzen Pendler heute Smartphones zur Nachrichtenkonsumation.»
Auch die «Neue Zürcher Zeitung» sieht die Pendlerzeitung als «Auslaufmodell»: «Viele Berufspendler konsumieren Nachrichten lieber auf ihrem Smartphone. Ende 2018 stellte ‚Blick am Abend‘ den Betrieb ein. Für ‚20 Minuten‘ als letztes verbliebenes Angebot stellte die Corona-Pandemie einen Wendepunkt dar.
In den Lockdowns gewöhnten es sich die Menschen ab, zur Pendlerzeitung zu greifen.» Die Auflage sei um rund 30 Prozent zurückgegangen. Substanzielle Werbeumsätze seien weggefallen. Es sei immer schwieriger geworden, die Kosten für Druck und Vertrieb einzuspielen.
Der «Blick» wirft in einer nüchternen Mitteilung auch einen Blick auf die Regionalausgaben: «Das Ende von ‚20 Minuten‘ bedeutet auch das Aus der Regionalbüros in Basel, Genf, Luzern und St. Gallen – ebenfalls per Ende 2025. Die regionalen Nachrichten sollen künftig durch ein ‚agiles Korrespondentennetz‘ abgedeckt werden.»
Die Basler Internetplattform bajour.ch trauert um die Regionalredaktion am Aeschenplatz – und liefert die Zahlen: «Das Ressort Basel besteht aktuell aus vier Personen, davon eine Praktikantin und ein Praktikant. Die Leitung hat Tanja Opiasa. Die Journalistin arbeitete bis vor Kurzem noch bei der ‚Basler Zeitung‘, wechselte aber nach dem Kahlschlag bei Tamedia im vergangenen Herbst zu ‚20 Minuten‘. Was mit den vier Redaktorinnen und Redaktoren in Basel geschieht, ist derzeit nicht bekannt.»
Derweil liefern die Titel der TX Group (darunter der «Tages-Anzeiger»), zu denen auch «20 Minuten» gehört, die exakten Zahlen: «Die TX Group stellt die gedruckte Ausgabe von ‚20 Minuten‘ per Ende 2025 ein und baut 80 von 287 Stellen ab. Hauptgrund ist der massive Einbruch der Printwerbeerlöse – der Umsatz sank von über 150 auf knapp 100 Millionen Franken, die Gewinnmarge schrumpfte auf 8 Prozent.»
Zum Schluss sei die Onlineplattform horinzont.net zitiert. Sie holt gleich zum Nachruf auf den Printjournalismus aus: «Mancher Mediaplaner glaubt ohnehin schon lange nicht mehr an das gedruckte Wort. Die Entscheidung für das Aus kann man nachvollziehen, auch wenn der Griff in die vertrauten Boxen bei den Besuchen in Zürich definitiv fehlen wird.»
Das sehe «Tagi»-Leser Leo Stern ähnlich. «Ich frage mich, ob ‚20 Minuten‘ ohne Print noch irgendeine Relevanz haben wird?», fragt er in einem Kommentar unter einem Beitrag zum Aus der gedruckten Pendlerzeitung.
Die Antwort darauf müsse «20 Minuten» jetzt allein als Online-Only-Medium geben, so horizont.net: «Das wird spannend». Diese Meinung teilt der Klein Report.