Den Enthusiasten der kommenden Fussball-Europameisterschaft bläst hier und da ein rauer Wind ins Gesicht, etwa in der «Rundschau» (SF 1) am Mittwochabend. Vieles gab da zu reden: Die Fanmeile samt Verkehrsbremsung um das Bellevue in Zürich, gegen die der Gewerbeverein Seefeld opponiert und klagt; die «Abzockerei» der Hotels in Basel (und anderswo); das Diktat des europäischen Fussballverbandes Uefa in Sachen öffentlichen Bildschirmen, Sponsoren und infolgedessen Angebotseinschränkung (nur Carlsberg Bier erlaubt).
Eine Diskussionsveranstaltung am selben Abend im Zürcher Mascotte sollte vor allem das Positive der Euro 08 hervorheben. Und das tat denn auch der Teilnehmerkreis, den Fernseh-Moderator Rainer Maria Salzgeber versammelt hatte. Man rührte die Werbetrommel und strich die positiven Aspekte heraus. Klein-Report-Mitarbeiter Rolf Breiner hat genau hingehört und nachgefragt. Das Stichwort hiess «Chance zur Veränderung». Ex-Miss-Schweiz und «NZZ am Sonntag»-Mitarbeiterin Fiona Hefti machte als Botschafterin fröhlich-liebliche Miene zum Fussballspiel («Die Vorfreude wird immer greifbarer»). Euro-Manager Martin Kallen verteidigte bedächtig die Uefa-Position und tippte auf Deutschland als Europameister. Stadtpräsident und PR-Mann in eigener Sache, Elmar Ledergerber, lobte Zürich als «lebensfrohe mediterrane Stadt», sieht die kommenden Ereignisse in rosarotem Licht und glaubt an ein tolles Fussballfest - ohne Verkehrschaos.
Die Fussballexperten Jörg Stiel und Günter Netzer schlugen kurz ein paar kritische Töne über den EM-Kommerzrummel, den Billettverkauf und die Geldmacht der Spieler an, blieben aber im Grundton sanft euphorisch. Beide glauben übrigens, dass Italien Europameister wird. Sowohl die beiden Genannten als auch Fiona Hefti und Stadtpräsident Ledergerber hoffen und glauben, dass die Schweizer Elf ins Viertelfinal vordringt. In 100 Tagen gehts los, und alle erwarten Fussballfesttage, die der Schweiz und ihrem Image gut tun könnten sowie eine Menge Euros ins Land schwemmen werden. Eine derartig einzigartige Gelegenheit, so der allgemeine Tenor, gibts für die Schweiz so schnell nicht wieder. Also ran an den Ball!
Donnerstag
28.02.2008