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Samstag
28.01.2012

Ein Sieger der aktuellen Eishockey-Meisterschaft steht bereits fest: Das Spengler-Cup-Extra der Satirezeitschrift «Nebelspalter» hat gemäss Chefredaktor Marco Ratschiller den Humor der Eishockey-Fans getroffen - und das nicht nur während des Freundschaft-Turniers in Davos.

«Jeder Eishockey-Club in der Schweiz bekam 100 Exemplare zum Verteilen. In einigen Eishallen waren die 100 Exemplare sofort vergriffen», erklärte Ratschiller dem Klein Report. Das Magazin wurde zudem während des Spengler Cups aktiv verteilt und lag in allen Davoser Hotels auf. Auch gut angekommen seien die Live-Karikaturisten, die im EisDome, dem VIP-Bereich des Spengler Cups, ihr Können vor Publikum unter Beweis stellten. Alles in allem habe die Sonderausgabe rund ums Thema Eishockey sowohl bei den Lesern wie im Anzeigenbereich «ein sehr gutes Echo» ausgelöst.

Die Antwort auf die Frage, wie viele Eishockey-Fans ein Spengler-Cup-Spezialabo zum Sondertarif gelöst haben, blieb Marco Ratschiller im Gespräch mit dem Klein Report indes schuldig: «Hierzu haben wir noch keine abschliessenden Zahlen, die wir kommunizieren können», erklärte er. Dagegen verriet er, welcher finanzielle Aufwand mit dem Extra verbunden war: «Der Aufwand beläuft sich auf rund 130 000 Franken. Er wurde mit Anzeigen und Neu-Abos aufgefangen», so Ratschiller.

Wie aber ist der «Nebelspalter» überhaupt dazu gekommen, mit einem Spengler-Cup-Extra um die Gunst der Eishockey-Fans zu buhlen? Der Chefredaktor sprach gegenüber dem Klein Report von einem Testlauf: «Im Vordergrund stand der Gedanke, das Potenzial im Anzeigenbereich im Hinblick auf Events auszutesten. Da mit Anzeigenleiter Roger Pfranger Kontakte zum Spengler Cup bestanden und das Turnier eine grosse mediale Beachtung geniesst, wagten wir den Versuch», erzählte Ratschiller. Zudem habe man den Topkunden «ein tolles Erlebnis» bieten wollen. «Ein weiterer Aspekt war aber auch das Brand-Marketing: Während ein aktiv satireaffines Publikum mit dem `Nebelspalter` bereits über unsere Medienpartnerschaften wie zum Beispiel mit dem Casinotheater Winterthur, den Oltner Kabarett-Tagen und `Das Zelt` vertraut ist, bietet ein Anlass wie der Spengler Cup auch die Chance, neue Zielgruppen zu erschliessen», führte er weiter aus.

Ob nach der Spengler-Cup-Ausgabe weitere thematische Extras erscheinen werden, müsste erst noch verlagsintern besprochen werden. «Es ist aufgrund des positiven Echos durchaus möglich, dass wir uns in Richtung Event-Ausgaben noch mehr engagieren», deutete Marco Ratschiller gegenüber dem Klein Report an.

Stellt sich die Frage, ob eine allgemeine Krisenstimmung im In- und Ausland mehr Vor- oder Nachteil für eine Satirezeitschrift ist. «Im Anzeigenmarkt ist es schwer, Kunden zu finden, die in einem satirischen Umfeld ihr Produkt oder ihre Dienstleistung bewerben möchten, haben sie doch Angst, man würde sie nicht ernst nehmen», erklärte der Chefredaktor. Trotzdem habe der «Nebelspalter» vor allem im Autogeschäft einige neue Kunden dazugewonnen, ebenso im Kultur- sowie im Tourismusbereich. Insgesamt sei das Anzeigenvolumen 2011 weiter gewachsen. «Ziel in diesem Jahr ist es, nun auch den Finanzbereich zu sensibilisieren und dazu zu bewegen, im `Nebi` Werbung zu schalten, haben wir doch über 100 000 Leser mit überdurchschnittlich hohem Einkommen und sehr hoher Affinität im Bereich Anlegen und Finanzprodukte», warb er in eigener Sache.

Derweil gelte in Bezug auf das Lesepublikum tatsächlich die Regel, dass in Krisenzeiten Satire höher im Kurs stehe. Allerdings ändere dieser Krisenbonus nichts daran, dass sich auch in der Satire-Nische der allgemeine technologische Wandel bemerkbar mache. «Wir konnten zwar in den vergangenen Jahren stets leicht an Abonnenten zulegen, sehen aber auch den Trend Richtung mobiles Internet sowie Social Media, den wir - gerade was spezifisch angepasste Satire und Humor anbelangt - als Riesenchance betrachten», erklärte Ratschiller. Erst vor einigen Tagen habe beispielsweise ein einzelner Facebook-Post zur Affäre rund um den zurückgetretenen Nationalbank-Präsidenten Philipp Hildebrand «mit seiner viralen Energie» dem «Nebelspalter» 18 000 Klicks, 1800 `Likes` und 1000 neue Fans» eingebracht. «Wir werden sicher auch 2012 einen Schwerpunkt auf diesen Bereich legen», erklärte Ratschiller dem Klein Report.