Analysten schätzen die Swisscom-Pläne zu einer Übernahme von Telekom Austria skeptisch ein. Nachdem laufende Gespräche mit der Telekom Austria bestätigt wurden, regt sich unter Österreichs Politikern bereits Widerstand gegen das Geschäft. Ein Kauf von Telekom Austria durch Swisscom ist laut Angaben der Privatbank Sarasin vom Mittwoch wenig sinnvoll. Analyst Christoph Ladner sieht kaum betriebswirtschaftliche Gründe für einen solchen Schritt. Er verweist u.a. auf geringe Synergien. Es sei nun zu erwarten, dass die Verhandlungen eine Weile fortgeführt werden, sagte er weiter. Dies bedeute aber nicht, dass das Geschäft auch zum Abschluss kommt. Die Akquisition der Telekom Austria durch Swisscom wird auch nach Angaben der Privatbank Pictet wahrscheinlich weiter gehen.
Tatsachen gebe es bisher aber eigentlich keine, räumte Panagiotis Spiliopoulus von der Privatbank Vontobel ein. Bis zu einem Entscheid sei der Weg noch lang. «Die Zahl von drei Mobiltelefonanbietern in der Schweiz ist ideal», sagte Serge Zancanella, Analyst der Privatbank Bordier & Cie auf Anfrage. Der österreichische Markt sei jedoch mit seinen fünf Anbietern zu stark konkurrenziert. In der Festnetztelefonie gelte Ähnliches wie für die Schweiz: Der Markt sei gesättigt, die Wachstumschancen seien gering.
Laut Zancanella ist beispielsweise der französische Markt viel interessanter. Dort erreiche die Verbreitung der Mobiltelefonie 70 bis 75%, in Österreich seien es, verglichen mit dem europäischen Durchschnitt, 85%. Immerhin würde sich die Swisscom mit dem Kauf der Telekom Austria dem rasch wachsenden Markt Osteuropas annähern, sagt Nicole Burth-Tschudi, Analystin bei der Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch. Was den Erfolg des Geschäfts angehe, da hänge das meiste vom Preis ab, den Swisscom schliesslich zahlen werde.
Nach Einschätzungen der Zürcher Kantonalbank ist ein Zusammengehen aus finanzpolitischer Optik sinnvoll. Wie bei den meisten anderen wird jedoch auch dort darauf hingewiesen, dass der politische Widerstand gegen ein solches Vorhaben in Österreich nicht unterschätzt werden dürfe.
Abwartend bis ablehnend verhält sich bislang die österreichische Innenpolitik in der Frage eines Telekom-Verkaufs an die Swisscom. Die Telekom-Austria-Gewerkschaft hat sich bereits klar gegen einen Komplettverkauf der Telekom an die Schweizer ausgesprochen, sie droht für diesen Fall sogar bereits mit Streik. Der stellvertretende Generalsekretär der Wirtschaftskammer, Reinhold Mitterlehner, hinterfragte die Rechtsgrundlage für ein solches Geschäft. SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer sieht eine «Fehlentwicklung». Geheimverhandlungen zu starten, ohne Klarheit über etwaige andere Anbieter, sei «verantwortungslos».
Mittwoch
18.08.2004