Content:

Dienstag
29.04.2008

Wenn es vier Fäuste für ein Halleluja braucht, so sollte man meinen, dass es deutlich mehr Menschen braucht, um ein völlig neu gestaltetes Nachrichtenmagazin zu feiern. Aber am Dienstagabend war entweder das Wetter zu schön, oder es lief ein wichtiger Fussballmatch, oder irgendwo gabs noch besseren Gratisweisswein - jedenfalls fanden exakt 17 Personen den Weg in die Zürcher Börse, um an der After-Work-Party für das neue «L`Hebdo» teilzunehmen, mehr als die Hälfte davon Angestellte des Ringier-Konzerns. «Das Catering ist für 50 Personen disponiert», klagte eine Verlagsdame, «esst so viel ihr mögt.»

Eigentlich schade, denn das unter Mithilfe von Ex-«Blick»-Chefredaktor Werner de Schepper neu gestaltete Heft ist sehr gut gemacht, und es lohnt sich, es genauer unter die (Lese-)Lupe zu nehmen. Auffallend ist vor allem die völlig neue Struktur, aufgeteilt in «Actuels» (Nachrichten), «Mieux Comprendre» (Kommentare) und «Passions» (die schönen Seiten des Lebens). Interessant aber auch der Hintergrund: «L`Hebdo» kränkelt nicht, sondern hat in den letzten Jahren tüchtig an Lesern und Auflage (von 2006 auf 2007 von 45 000 auf 48 500 Exemplare) zugelegt, macht also den Neustart aus einer Position der Stärke.

«Und jetzt hoffen wir, noch mehr Leserinnen und Leser zu gewinnen», sagte Ringier-Schweiz-Geschäftsführer Daniel Pillard. Vor allem im Bereich Wirtschaft hoffen die Heftmacher zulegen zu können (weshalb sie die Börse für die Party wählten); ein hartes Pflaster, offensichtlich. «On verra le verdict des lecteurs», gab sich Chefredaktor Alain Jeannet zurückhaltend, hatte aber keine Antwort auf die Frage, was zu tun wäre, wenn das neue Heft im Verkauf floppen sollte. «Das ist eine Frage, die ich mir nicht gestellt habe», bekannte er schliesslich.

Eine Frage, die sich indes der Klein Report stellt: Wie viele Leute wären wohl an einen «Blick»-Neustart-Anlass nach Lausanne gekommen? Eben.