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Samstag
29.10.2005

Obschon es noch gar keine Radioempfänger im Schweizer Heimelektronikhandel gibt, die die Sendungen empfangen können, will Radio Sunshine im kommenden Februar mit Labortests und im Mai mit Feldversuchen mit High-Definition-Radio (HD-Radio) beginnen. Der Versuch findet vor dem Hintergrund eines Seilziehens um die Frage statt, mit welcher Technologie das digitale Radio dereinst in der Schweiz stattfinden wird. Bisher hat sich die Branche dem Digital Audio Broadcasting (DAB) gegenüber reserviert verhalten, da sie hohe Startinvestitionen auf sich zukommen sieht, ohne zu wissen, ob dieses Geld je wieder zurückkommt. Das Bundesamt für Kommunikation hat eine Versuchs-Konzession für die Dauer von zwei Jahren verteilt.

Darum lanciert jetzt der Innerschweizer Medienberater und Sunshine-Mehrheitsaktionär Markus Ruoss HD-Radio. «Der grosse Vorteil ist, dass dieses digitale Radio über die herkömmlichen UKW-Sender ausgestrahlt werden kann», erklärt er, «es braucht keine neuen Sender und Antennen, nur neue Elektronik.» In den USA stehe die HD-Technik «vor dem Durchbruch», versichert er. Bei 50 Sendern sei es bereits im Betrieb, um 3500 weitere wollen später kommen. Beim Versuch im kommenden Jahr geht es darum, Skeptiker davon zu überzeugen, dass HD-Radio auch in den topografischen Verhältnissen der Schweiz funktioniere. «Bisher sagte man in Europa, in den USA gehe es schon wegen der anderen Frequenzplanung, bei uns sei es aber unmöglich», berichtet Ruoss. Jetzt will er beweisen, dass dies nicht stimmt. Der Knackpunkt dürfte allerdings bei der Notwendigkeit zum Kauf von neuen Empfangsgeräten liegen. «Im Moment gibts diese Geräte nur in den USA», räumt Markus Ruoss ein. Jetzt sucht er noch Sponsoren für die auf insgesamt 400 000 Franken veranschlagten Kosten. «Ich denke an andere Radiosender», sagt er. An den Radio Days des nächsten Jahres will er dann über die Ergebnisse informieren.

Er gebe dem Versuch «einen grossen Stellenwert», sagte am Freitag Günter Heuberger, Präsident des Verbandes der Schweizer Privatradios (VSP), zum Klein Report. Deshalb engagiere sich der VSP «mit Arbeitszeit und Geld» dafür. Mit dem Test soll herausgefunden werden, welche technischen Systeme brauchbar sind, um den heutigen UKW-Standard abzulösen. HD-Radio müsse jetzt auch ernsthaft geprüft werden, da bisher nur DAB «politischen Schub» (Heuberger) hatte, um dann die richtigen Entscheide zu fällen. Die beiden Standards will er allerdings nicht gegeneinander ausspielen. - Mehr dazu: Wenig Begeisterung in der Schweiz für DAB, Radiotele, Tamedia und SRG gründen Konsortium für DAB-Ausbau und RadioDay: DAB war wichtigstes Gesprächsthema