Das Gipfeltreffen der beiden vermeintlichen Mediengrössen Roger Schawinski und Roger Köppel artete am Montagabend zu einem schier endlosen Dauerstreit aus. Obwohl eigentlich eng befreundet und natürlich per Du miteinander, fanden sie in der Diskussion über den wenige Stunden zuvor zurückgetretenen Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank, Philipp Hildebrand, keinen gemeinsamen Nenner. Eindrücke von Matthias Engel, Redaktor des Klein Reports, über eine wenig aufschlussreiche Diskussion unter Berufskollegen.
Roger Köppel stellte gleich zu Beginn klar - und wiederholte sein Bekenntnis mit nur leicht angepassten Worten mindestens ein Dutzend Mal: Für ihn handelt es sich bei den «Weltwoche»-Enthüllungen über Philipp Hildebrand um einen «Quantensprung der Transparenz». Für Roger Schawinski dagegen war der «Weltwoche»-Artikel, der den SNB-Präsidenten schlussendlich zu Fall gebracht haben soll, vielmehr ein «Quantensprung der Falschinformationen». Da sich Köppel weder für die Quellenbeschaffung noch für den mit Fehlern gespickten Artikel entschuldigen wollte, während Schawinski nicht einmal annähernd anerkennende Worte für die Recherchearbeit der «Weltwoche» fand, wurde die Sendung zum Quantensprung der Streitkultur, in der vor allem Köppel jede Bemerkung des Gegenübers als persönlichen Angriff zu verstehen schien und entsprechend bissig abwehrte.
«Du kannst am Schweizer Fernsehen nicht alles behaupten, weil du Roger Schawinski heisst», redete er beispielsweise an einer Frage vorbei. Manchmal konterte Köppel Schawinskis Fragen auch, indem er die eidgenössischen Institutionen angriff und wegen der vermeintlichen Missstände abwechslungsweise die Bezeichnungen «Bananenrepublik» und «Piratennest» für die Schweiz verwendete.
Zur Frage, inwieweit Köppel mit Christoph Blocher verbandelt ist, wollte er im Übrigen auch keine Stellung nehmen. Dafür verriet er, warum sich der «Weltwoche»-Chef nicht mehr wie 2001 als «Agent der Gelassenheit» verstehe. Er habe sich im Laufe seiner journalistischen Laufbahn immer mehr Richtung Aufdeckungs- und Recherchejournalismus bewegt und sei als «Weltwoche»-Chef auf «unglaubliche Probleme in unserem Staat» gestossen, die man «dezidiert» aufdecken müsse. «Mein journalistisches Vorbild ist der `Spiegel` der frühen Sechzigerjahre, also ein entschlossenes Aufdeckungsblatt», erklärte Köppel. Dies sei auch das Konzept der «Weltwoche».
Obwohl die Diskussion wenig ergiebig war, könnte sie demnächst fortgesetzt werden. Als sich Roger Schawinski beschwerte, er selber habe keine Möglichkeit, in der «Weltwoche» zu Wort zu kommen, bot ihm Köppel sogleich eine Plattform in seinem Blatt an. Bleibt abzuwarten, ob Schawinski das Angebot annimmt.