«Holzmedien» ist offenbar in Deutschland eine aus der Online-Welt stammende verächtliche Bezeichnung für die Printmedien, weil Holz für die Papierherstellung benötigt wird. Doch «Zeit»-Chefredaktor Giovanni di Lorenzo nahm den in diesem Ausdruck hingeworfenen Fehdehandschuh an der Verleihung des Zürcher Journalistenpreises am Donnerstagabend kampfeslustig auf und konterte mit einem begeisterten Glaubensbekenntnis für «die» Zeitung, das er in 10 Gebote fasste.
Es würde zu weit führen, alle zehn Gebote von Giovanni di Lorenzo hier aufzuzählen (ohnehin wird wohl die eine oder andere Publikation das brillante Referat im Wortlaut abdrucken). Erinnerungswürdig ist aber namentlich das Gebot Nr. 6: «Du sollst die Zeit des Umbruchs nutzen, um möglichst viele neue Formate auszuprobieren.» Die Wochenzeitung «Die Zeit» aus dem - Nomen est Omen - Holtzbrinck-Verlag habe jedenfalls seit dem Siegeszug des Internets vier neue Magazine lanciert, von denen drei bereits in den schwarzen Zahlen angekommen seien. Noch immer und weiterhin suche der Mensch Orientierung in den Printmedien, die auch durchaus mehr Geld bringen als das flüchtige Internet, mahnte er.
Dass auch Kabarett eine Art Medium sein kann, um politische und andere Realitäten zu reflektieren und dabei viel Spass zu verbreiten, machte anschliessend Fabian Unteregger deutlich, der namentlich mit seinen Christoph-Mörgeli-Parodien immer wieder die Lacher auf seiner Seite hat. Am Abend rechnete er erbarmungslos prägnant in wenigen Minuten mit einem faszinierenden Spektrum von Personen des öffentlichen Lebens ab: Köbi Kuhn, Othmar Hitzfeld, Franz Beckenbauer, Roger Federer, Chantal Galladé, Christoph Mörgeli, Polo Hofer, Roger Köppel, Moritz Leuenberger und Peter Hartmeier. Selbst die teilweise anwesenden «Opfer» krümmten sich vor Lachen.
Unter den zahlreichen Anwesenden ist namentlich ein Paar hervorzuheben, um das es in den letzten Jahren etwas ruhiger geworden ist, das aber in den 90er-Jahren umso mehr die Medien beschäftigt hatte: Die frühere Bundesrätin Elisabeth Kopp und ihr Gatte Hans W. Kopp zeigten sich, gealtert zwar, aber unverdrossen. Eigentlich gibts keinen Grund zum Erstaunen, denn Hans W. Kopp war in den 80er-Jahren der erste Jury-Präsident des Journalistenpreises gewesen, weil er damals eine medienkritische Sendung am Schweizer Fernsehen geleitet hatte - lang, lang ists seither.
Donnerstag
22.05.2008