Der Verleger Vito von Eichborn, ein bekennender Freund literarischer Extreme von der «Anderen Bibliothek» bis hin zum «Kleinen Arschloch», hat durch ein Management-Buyout den in Zürich gegründeten Europa-Verlag übernommen. Mit ins Boot geholt hat von Eichborn, der 1994 seine Anteile an dem von ihm gegründeten Eichborn-Verlag verkauft hat, Arne Teutsch als kaufmännischen Geschäftsführer. Teutsch ist bereits Gesellschafter bei mehreren kleinen Verlagen. Der Europa-Verlag, 1933 in Zürich gegründet, war Zufluchtsort für viele verfolgte Schriftsteller. Hier erschien beispielsweise die von Thomas Mann herausgegebene Zeitschrift «Mass und Wert», auch sind die Werke von Arthur Koeppen und Manès Sperber verlegt worden.
Nach dem Umzug nach Hamburg expandierte der Europa-Verlag: Mit einem politisch-zeitgenössischen Sachbuchprogramm, Biografien, Krimis und populären Sachbüchern wurde er zu einem breit aufgestellten Publikumsverlag. «Daran soll sich auch nichts ändern», so von Eichborn am Freitag in einer Pressemitteilung. «Der Eichborn Verlag hatte auch von Anbeginn ein breites Spektrum. Von der Anderen Bibliothek bis zum Kleinen Arschloch war ich immer ein Freund der Extreme. Und jetzt reicht das Programm des Europa-Verlags von Chomsky bis Peter O. Chotjewitz, von Günter Amendt bis zum Hell`s Angel Sonny Barger, von der Satire Barry Trotter bis Kindermund. Ich glaube an Inhalte, nicht an Zielgruppen», meinte er jenseits üblicher Spielregeln. Schwerpunkte werden im Sommer die sicheren Bestseller «Alles über Paris» von Ulrich Wickert sowie «Who Are We» von Samuel Huntington sein. Die literarische Unterhaltung soll zudem ausgebaut werden. Der Hausautor Noam Chomsky bekommt am 23. Mai den Ossietzky-Preis der Universität Oldenburg; die Herausgabe sein Werks wird fortgesetzt.
Freitag
23.04.2004