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Sonntag
22.08.2004

Seit Ende April ist es auf dem Markt und schlägt alle Vorgänger in puncto Lesequalität und Handlichkeit, der E-Book-Reader Librie EBR-1000EP, der aus den Laboratorien des Elektronikriesen Sony mit einem Philips-Bildschirm für 400 Euro auf den Markt gekommen ist. Das elektronische Teil, nicht grösser als ein Taschenbuch, wiegt 300 Gramm, ist 13 Millimeter dick und zeigt Schrift in einer Auflösung von 177 dpi - genug also, um auch die ärgsten Technikmuffel wenigstens zu einem lautlosen Grunzen hinzureissen.

Die internen Speicherbausteine des Geräts fassen gemäss eines Berichts der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (FAS) etwa zwanzig elektronische Bücher. Ganz klar: Der Librie läutet eine neue Ära ein, doch entpuppt er sich bei näherer Betrachtung als Geisel einer Marketingkette, die Sony zusammen mit 15 marktbeherrschenden Verlagen in Japan aufgebaut hat. Der Leiter des Librie-Projekts bei Sony, Yoshitaka Ukita, beschreibt sie laut FAS als «unseren Versuch, einen neuen Markt für Leihbücher zu eröffnen». Vier Nachschlagewerke sind auf dem Librie installiert. Weitere Werke kann man im Internet mit einem Kopierschutz kaufen, der höchstens vier parallele Installationen jedes Textes (zum Beispiel also auch eine auf dem PC) zulässt. Pro Werk zahlt man drei Euro - es sperrt sich aber nach zwei Monaten für die weitere Nutzung. Man kann auch Klubmitglied werden und erhält so für zehn Euro pro Monat Zugang zu jeweils fünf Texten.

Der Librie ist also weniger Lesegerät als der Zutritt zu einem Buchklub. Angesichts der revolutionären Technik erscheint der Gerätepreis von rund 400 Euro günstig. Das Geschäft liegt in der Vermietung der Bücher, der Preis dürfte mit den Entwicklungskosten für den Librie wenig zu tun haben. Eine Fabrik des Geschäftsbereichs Philips Emerging Display Technology im japanischen Kobe stellt davon genug her für 5000 Libries, die anfangs monatlich produziert werden sollen.