Der Erfurter Professor Joachim Höflich will herausgefunden haben, dass E-Mail, SMS und Chat nicht zu einer Entfremdung führen. «Vielmehr bringen Medien Menschen enger zusammen, stellen Erreichbarkeiten her und knüpfen Bande enger», sagte der Forscher im Fachbereich «interpersonale Kommunikation» der deutschen DPA. Der Professor trat damit immer wieder geäusserten Befürchtungen entgegen, die neue Technik könne zu Sprachlosigkeit und sozialer Kälte führen. Höflich hat die These aufgestellt, dass die Medien allein nicht in der Lage seien, die Gesellschaft zu verändern, sie würden aber sensibel auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren.
«Die Umstände, die dazu führen, dass Beziehungen heute nicht mehr so dauerhaft sind, sind sicher nicht von den Medien verursacht», sagte der Professor. Ob die ständige Erreichbarkeit durch die neuen Medien als Zwang oder Befreiung empfunden wird, hängt für Höflich vor allem von den Beziehungen der Menschen ab. Frisch Verliebte empfänden zum Beispiel eine SMS als Bestätigung. «Ist eine Beziehung in der Krise, wird dagegen jede SMS als Kontrolle aufgefasst», sagte Wissenschaftler weiter. Die Befürchtung, Medien könnten den persönlichen Kontakt beeinträchtigen, will er nicht bestätigen. «Menschen finden sich immer noch am glückseligsten, wenn sie sich sehen.»
Sonntag
14.08.2005