Das soziale Klima im Bereich der grafischen Industrie verhärtet sich: 89 Prozent Ja-Stimmen zu Gunsten von Kampfmassnahmen hat eine Urabstimung der Mediengewerkschaft Comedia ergeben, wie deren Zentralsekretär Roland Kreuzer am Freitag bekannt gab. An der Mitgliederbefragung haben 42 Prozent der Stimmberechtigten teilgenommen, deutlich mehr als die 25 Prozent im Jahr 1999. Die Comedia führte die Urabstimmung durch, weil die Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) zwischen der Gewerkschaft und dem Arbeitgeberverband der Druckindustrie, Viscom, Ende April gescheitert waren.
Als ersten Schritt will die Comedia am 17. Juni einen Warnstreik und in Solothurn eine Grossdemonstration durchführen. «Der Arbeitgeberverband Viscom führt dort seine jährliche Delegiertenversammlung durch, und wir wollen sie dort ein wenig besuchen», kündete Kreuzer am Freitag gegenüber dem Klein Report an. Das Thema GAV sei von Viscom traktandiert. «Wir fordern die Wiederaufnahme der Verhandlungen und einen GAV-Abschluss bis Ende September», sagte Kreuzer. Im Wesentlichen geht es um den automatischen Teuerungsausgleich, die Gleichstellung der Frauen, Allgemeinverbindlichkeit, Kündigungsschutz und Verbesserung der Lehrbedingungen.
Die Comedia-Kampfmassnahmen gegen Viscom sind möglicherweise nur ein erstes Wetterleuchten am Horizont der sozialen Grosswetterlage im Printmedienbereich. Verhärtet ist auch das Verhältnis zwischen den Journalistenverbänden und den Zeitungsverlegern, die im Verband Schweizer Presse zusammengeschlossen sind. Deren GAV läuft Ende Juni aus, und die Positionen der Vertragsparteien scheinen unverrückbar. «Wenn keine Lösung zu Stande kommt, wird es unser Ziel sein, auch in diesem Fall Kampfmassnahmen zu ergreifen», kündete Kreuzer gegenüber dem Klein Report an.
Freitag
28.05.2004