Er beobachte eine zunehmende «Boulevardisierung» des Schweizer Fernsehens mit Sorge, sagte der per Ende Jahr abtretende Präsident des Publikumsrats der deutschen und rätoromanischen Schweiz (DRS), Othmar Kempf, am Dienstag gegenüber dem Klein Report. Als konkrete Beispiele nannte er die Nachrichtensendung mit SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli vor dem ehemaligen KZ Buchenwald, ein Interview mit dem neu gewählten SVP-Bundesrat Ueli Maurer sowie die «Reporter»-Sendung über SVP-Präsident Toni Brunner mit dem heimlich angebrachten Mikrofon.
Gegen solche «systemimmanente Tendenzen» hat sich Othmar Kempf in den vier Jahren seiner Tätigkeit als Publikumsrats-Präsident verstärkt gewehrt. «Wir sind lauter geworden, reagieren rascher und sind darum wirksamer», ist er überzeugt. Alles in allem gesehen seien Radio und Fernsehen in der deutschen und rätoromanischen Schweiz nach wie vor auf einem hohen Niveau, und zwar verglichen mit ausländischen Sendern sowie einheimischen Medien. «Vor allem die Information ist auf einem guten Weg», sagte Kempf und erwähnte namentlich die Berichterstattung über die Wahlen in den USA als exemplarisch hervorragend.
Es sei überzeugt, dass auch der Publikumsrat einen gewissen Anteil am hohen Niveau habe, sagte Othmar Kempf weiter, weil der auf Fehlentwicklungen und Entgleisungen aufmerksam mache. «Gegen aussen mögen wir vielleicht etwas zurückhaltend auftreten, aber bei Anhörungen reden wir manchmal durchaus Fraktur mit den Leuten», betonte er.
Jetzt hoffe er, dass es so weitergehe. Die personellen Änderungen per Anfang des neuen Jahres mit jüngeren Leuten sollen für Dynamik sorgen, meinte er. Der Publikumsrat ist ein beratendes Organ, das die Programmentwicklung und die Programmarbeiten von Schweizer Radio DRS und des Schweizer Fernsehens begleiten und durch Feststellungen, Vorschläge und Anregungen unterstützen soll. - Siehe auch: Publikumsrat DRS mit neuem Präsidenten und DRS-Publikumsrat lobt die SRG-Nachrichtensendungen
Mittwoch
31.12.2008