Das Panelgespräch unter Medienleuten an der Zürcher Dreikönigstagung befasste sich mit dem Thema Newsroom, der da und dort bei Medienkonzernen eingeführt wird oder werden soll. Über den Titel der Chefredaktoren-Runde mokierte sich Gesprächsleiter Andrea Masüger über die Fragestellung wie «Think thank oder Sweatshop» (Denkfabrik oder Ausbeutungsbetrieb) zu Recht. Hannes Britschgi (Chefredaktor «SonntagsBlick») verteidigte Ringiers Etablierung eines Newsrooms für die Blick-Gruppe; es werden ja 15 Millionen Franken investiert. Wichtig sei auch, dass der Newsroom das Miteinander und Zusammenarbeiten der Redaktion positiv beeinflusse.
Catherine Duttweiler (Chefredaktorin «Bieler Tagblatt») verwies auf ihre Erfahrungen mit «einem kleinen Newsrümli», wie sie sagte. Print und Online arbeiteten heute gut zusammen. «Die Integration von Radio und TV funktioniert jedoch noch nicht.» Diese seien zwar an den Sitzungen anwesend, betonte Duttweiler. Der Co-Chefredaktor des «Tages-Anzeigers», Res Strehle, sprach sich gegen den Newsroom aus und machte drei Gründe geltend: Man sei national mit mehreren Zeitungen wie z. B. «Basler Zeitung» verbunden und da herrschten verschiedene Redaktionskulturen. Für Online und Print brauche es unterschiedliche Journalisten. News, Recherche und Analyse müssen ebenfalls abgetrennt werden.
Der Newsroom-Spezialist und General Manager von Welt Online, Romanus Otte, betonte, dass der Newsroom vor allem eine Organisationsform darstelle, um die Resourcen besser zu bündeln. Die Leserschaft interessiere das Produkt und nicht was hinter den Kulissen geschehe. Bei der Tageszeitung «Welt» habe man erstmals schwarze Zahlen geschrieben - dank Einführung des Newsrooms, so Otte weiter. Dieses positive Ergebnis sei dank Einsparungen beim Verlag und in der Redaktion sowie durch Mehreinnahmen von zusätzlichen Produkten erreicht worden.
Gesprächsleiter Andrea Masüger fragte bei Hannes Britschgi nach, wie es denn um die «Unruhen» im Hause Ringier unter Journalisten stehe; da sei doch einiges vorgefallen, die Personalkommission habe zur Einführung des Newsroom ein Moratorium gefordert. Der SoBli-Chefredaktor wies diese Darstellung dezidiert zurück und betonte, dass die Journalisten und Redaktoren dank des Newsrooms neue Erfahrungen dazugewinnen können. Er sieht dabei eine positive Entwicklung für den Journalismus.
Dienstag
05.01.2010