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Dienstag
05.01.2010

An der Dreikönigstagung des Medieninstituts vertrat Frédéric Filloux am Dienstag in Zürich Thesen gegen den Mainstream, gegen das Bild vom Internet als dem Allheilmittel gegen Krisen und Leserschwund. Grundsätzlich sei nämlich das Werbekonzept für das Internet gescheitert: die User bzw. Leser klicken nicht auf Werbelinks. Noch schlimmer: Die erfolgreichste Erweiterung (Add-on) für den von Google entwickelten Webbrowser Chrome sei ein Werbeblocker. Ausserdem fliesse immer mehr Werbung ins Internet, eine Folge davon sei, dass die Preise sinken - «und Google saugt immer mehr von den Einkünften aus der Werbung ab.»

Es gebe auch keine «freien» Inhalte im Internet, falls damit gemeint sei, die Produktion dieser Inhalte sei umsonst. Die «New York Times» wende für ihre Berichterstattung aus dem Irak, also für die Entsendung und den Einsatz ihrer Journalisten, jährlich rund 3 Millionen Dollar auf. Wer die Zeitung kaufe, gebe davon rund 600 Dollar an den Verlag zurück, jeder Leser indirekt wenigstens noch etwa 200 Dollar - online reduziere sich dieser Anteil auf 12 Dollar, 15- bis 20-mal weniger.

Nach Ansicht Filloux` ändert sich der Charakter der News durch das Internet. Jedes Ereignis wird sofort bekannt, darum gibt es keine «Breaking News» mehr, ist eine Kernthese des skeptischen Herausgebers von mondaynote.com. Auch technisch sei das Internet noch nicht vollendet: Das Smartphone werde der echte «persönliche» PC, es werde wohl das wichtigste Transportmittel für News. Die Verleger mahnte Filloux, in allen technischen Fragen möglichst eng zusammenzuarbeiten: «Ausserhalb des Newsrooms hört der Wettbewerb auf!»

Den Ball Filloux`, auch gegenüber Google müssten die Verleger eine gemeinsame Linie finden, nahm zuständigkeitshalber Andreas Schönenberger auf, Googles Country Manager für die Schweiz. Er wiederholte das Angebot des Konzerns an die Verlage, ihre journalistischen Produkte über Google News zu verlinken, also für eine Weiterverbreitung ihrer Inhalte zu sorgen. Denn nur so könnten Reichweiten und Einkünfte erhöht werden: «Wir wollen Informationen der Welt zugänglich machen, darum wollen wir auch ältere Texte digitalisieren.» Die neuen Technologien müssten genutzt werden, um neue Wege zu den Lesern zu finden.